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The
Case is Closed
1937
Deutsche Übersetzung:
Ein
abgeschlossener Fall
Goldmann,
2006; ISBN: 3442054664
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1930er |
Eigentlich wollte
Hilary Carew nur eine unangenehme Begegnung vermeiden und stieg
deshalb am Bahnhof in einen falschen Zug -ein Versehen, das nicht
absehbare Konsequenzen hat. Denn in ihrem Abteil wird sie von einer
nervösen Mitreisenden angesprochen, die sich als
Hauptbelastungszeugin im Mordfall James Everton herausstellt. Durch
die Aussage von Evertons Haushälterin Mrs. Mercer nämlich wurde vor
einem Jahr dessen Neffe Geoffrey Grey wegen Mordes verurteilt und
sitzt nun eine lebenslange Haftstrafe ab. Im Zug wird Hilary aus dem
wirren Gespräch mit Mrs. Mercer nicht schlau, doch nachdem sie bei
ihrer Cousine Marion, Geoffreys Ehefrau, die Prozeßakten durchsucht,
ist ihr klar, daß die Haushälterin ihr etwas mitteilen wollte, das
Geoffrey entlasten könnte. Sie beschließt, selbst Nachforschungen
anzustellen, doch plötzlich ist Mrs. Mercer verschwunden und sowohl
deren Mann wie auch Evertons Neffe und Erbe Bertie betonen viel zu
sehr eine Geistesverwirrung der Haushälterin, als daß Hilary daran
glauben könnte. Zu ihrer eigenen Überraschung wendet sie sich zunächst
ratsuchend und trotz ihrer im Streit gelösten Verlobung an Henry
Cunningham. Als dieser ihre Hoffnungen an eine Rehabilitierung
Geoffreys nicht teilt, macht Hilary auf eigene Faust weiter und bringt
sich dabei in Lebensgefahr. Doch auch Henry bleibt nicht untätig: Er
schaltet Miss Silver in die Nachforschungen ein.
Ein
früher Fall der altjüngferlichen Detektivin Miss Silver liegt hier
vor, was man nicht zuletzt dadurch merkt, wie spät Miss Silver in die
Handlung eingeführt wird. Zum Großteil werden die Entwicklungen nämlich
noch von den Protagonisten Hilary und Henry vorangetrieben, Miss
Silver fügt die Ergebnisse und Ereignisse nur noch passend zusammen.
Trotzdem liegt in "Ein abgeschlossener Fall" sicherlich
einer der spannendsten Kriminalfälle aus der Reihe um Miss Silver
vor.
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Lonesome
Road
1939
Deutsche Übersetzung:
Der
Stoß von der Klippe
Goldmann;
ISBN: 3442054702
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1930er |
Rachel Treherne ist
eine selbstsichere und überaus wohlhabende junge Frau, doch als sie
Miss Silver in deren Londoner Domizil aufsucht, plagt sie Ungewißheit:
Irgend jemand hat es auf ihr Leben abgesehen, und die Art der Anschläge
läßt nur den Schluß zu, daß der Täter im Kreis ihrer nächsten
Angehörigen zu suchen ist. Aber Rachel ist auch ein loyaler Mensch
mit viel Familiensinn, daher soll zunächst Miss Silver und nicht die
Polizei ermitteln. Doch gerade als die alte Dame zu als unverfänglichen
Besuch getarnten Nachforschungen eintrifft, fällt Rachel einem
erneuten Anschlag zum Opfer: Man stößt sie über die Klippen. Mißgünstige
und erbschleicherische Verwandte bieten sich Miss Silver ebenso als Täter
an wie Rachels undurchsichtige Zofe oder der Amerikaner Gale Brandon,
der so verdächtig schnell zur Stelle war, um Rachel nach dem Sturz zu
retten.
Bereits
in diesem recht frühen Fall wird der Leser mit Miss Silvers typischer
Vorgehensweise vertraut gemacht: Unaufdringlich ratend, unauffällig
zuhörend und sich alles in allem im Hintergrund haltend schafft es
die ehemalige Gouvernante, alle wichtigen Informationen zur Lösung
des Falles zusammenzutragen. Tatsächlich wird ein Großteil der
Handlung hier noch aus der Sicht der jungen Protagonistin Rachel erzählt.
Damit bindet Patricia Wentworth geschickt den Leser in die Atmosphäre
von Unsicherheit, Verdacht und Bedrohung ein, in der sich das Opfer
bewegt. Die Lösung des Falles könnte erfahrenen Krimilesern bald als
vorhersehbar erscheinen, das Ende jedoch hat noch einige Wendungen
parat.
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The
Chinese Shawl
1943
Deutsche Übersetzung:
Der
chinesische Schal
Orbis
Verlag; ISBN: 3572011434
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1940er |
Mit den besten
Absichten kommt Laura Fane zu Besuch auf den Familienbesitz The
Priory: Sie möchte einen alten Familienzwist begraben und ihre
Verwandten kennenlernen. Der Empfang fällt sehr unterschiedlich aus:
Agnes Fane möchte ihr den Besitz um jeden Preis abkaufen, um ihn
Lauras Cousine Tanis vererben zu können. Dieser schöne aber herzlose
Männerschwarm allerdings hat andere Pläne, als auf dem Land zu
versauern. Die Lage spitzt sich zu, als Tanis´ Exmann und mehrere
ihrer Verflossenen ebenfalls in der Probstei auftauchen. Schon am
darauffolgenden Morgen ist Tanis Lyle tot: erschossen mit einer Waffe,
mit der sie am Abend zuvor ihr Exmann vor aller Augen bedroht hatte.
Doch auch eifersüchtige Ehefrauen, verschmähte Liebhaber und sogar
Laura selbst geraten in Verdacht, denn schließlich fanden sich Stücke
ihres unverwechselbaren chinesischen Schals bei der Toten. Doch auch
Miss Silver ist zu Gast in The Priory, und zusammen mit
Polizeiinspektor Randal March geht sie den möglichen Motiven auf den
Grund.
Zwar
wirkt der Roman beim ersten Eindruck gekürzt, doch auch in diese
geringe Seitenzahl hat es Patricia Wentworth verstanden, einen
spannenden Kriminalfall einzubauen, der gewürzt ist mit einer
Liebesgeschichte und der tatkräftigen und scharfsinnigen Miss Silver.
Wie immer ist diese Kombination Garant für eine schnelle und
unterhaltsame Lektüre.
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The
Clock Strikes Twelve
1945
Deutsche Übersetzung:
Die
Uhr schlägt zwölf
Goldmann,
2005; ISBN: 3442058821
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1940er |
Die Mitglieder der
Familie Paradine folgen einer Tradition, als sie sich am
Silvesterabend zum gemeinsamen Dinner auf dem Familienanwesen
einfinden. Doch diesmal ist die festliche Stimmung bei vielen von
ihnen getrübt, spätestens als das Familienoberhaupt James Paradine
in seiner Tischrede verkündet, einer der Anwesenden habe die Familie
betrogen und demjenigen gäbe er bis Mitternacht die Gelegenheit zu
einem Geständnis. Das gegenseitige Mißtrauen ist groß und wird noch
verstärkt, als James Paradine am nächsten Morgen tot aufgefunden
wird: Offenbar war er in der Nacht von der Veranda vor seinem
Arbeitzimmer zu Tode gestürzt. Aber es war kein Unfall, wie die
Polizei bald feststellt, sondern Mord. Um mit den gegenseitigen Verdächtigungen
aufzuräumen und den Fall aufzuklären, zieht James´ Neffe Mark Miss
Silver hinzu. Zusammen mit der Polizei findet die erfahrene Detektivin
bald heraus, daß fast alle beim Dinner Anwesenden James Paradines
Beschuldigung ernst nahmen und ihn vor seinem Tod in seinem
Arbeitszimmer aufgesucht haben. Nur schließen die zeitliche Abfolge
und ihre Alibis jeden als Mörder aus. Der Fall verlangt den
Ermittlern und Miss Silver jede Menge Denkarbeit ab.
Miss
Silver strickt und übt sich in Geduld. Sie läßt die Verdächtigen
erzählen und findet durch ihre Menschenkenntnis, Beobachtungsgabe und
ihr irreführendes harmloses Auftreten über die ihr zugetragenen
Informationen zur Wahrheit. Ganz nebenbei ist es nicht unwesentlich
ihr zu verdanken, wenn die Paare, die in jedem Wentworth-Krimi eine
wichtige Rolle spielen, schließlich zueinander finden. "Die
Uhr schlägt zwölf" bildet zu keinem dieser Punkte eine
Ausnahme und liefert somit einen Krimi mit allem, was der Leser von
einem Miss-Silver-Fall erwartet.
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Eternity
Ring
1948
Deutsche Übersetzung:
Die
Frau in Schwarz
Neuer
Honos Verlag; ISBN: 3829904940
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1940er |
Sergeant Abbott von
Scotland Yard ist auf Wochenendbesuch bei Onkel und Tante. Doch das
Familientreffen wird überschattet: Nicht nur lebt Abbotts Cousine
Cicely kurz nach ihrer Hochzeit mit Grant Hathaway wieder bei ihren
Eltern und weigert sich, einen Grund für die Entzweiung von ihrem
Ehemann anzugeben, plötzlich stürzt auch Mary Stokes, eine junge
Frau aus dem Dorf, in die abendliche Ruhe und behauptet, Zeugin
gewesen zu sein, wie ein Mann im nächtlichen Dorfwäldchen eine
Frauenleiche beseitigte. Die darauf eingeleitete Suchaktion bleibt
ergebnislos: Weder ein Täter noch eine Leiche sind aufzufinden.
Lediglich eine gleichzeitig eingehende Vermißtenmeldung für eine
Frau, die Mary Stokes´ Beschreibung der schwarzgekleideten
Frauenleiche entspricht, verhindert, daß man ihren Bericht als
hysterische Erfindung abtut. Frank Abbott bittet daraufhin seine alte
Gouvernante -jetzt Detektivin- Miss Silver um ihre Mithilfe. Plötzlich
ist die einzige Zeugin allerdings verdächtig unkooperativ - und kurze
Zeit später tot. Alle Hinweise und Befragungen weisen auf ein
Mordmotiv, das in den Kriegsjahren in Frankreich zu finden ist.
Die
Figur der alten Dame, deren scharfer Intellekt, Spürsinn und Kenntnis
der menschlichen Natur hinter einem harmlosen Äußeren und der ständigen
Strickarbeit für Freunde und Verwandte versteckt wird, begegnet uns
auch in Agatha Christies Miss Marple. Was allerdings so erfreulich ist
an Patricia Wentworths Erzählweise, ist die Bereitschaft der Autorin,
den Wissensstand ihrer Protagonistin voll und ganz mit dem Leser zu
teilen: Was Miss Silver weiß, wissen wir auch. Ihren Gedankengang,
ihren Verdacht teilt sie uns mit. Anders als bei Christies Krimis also
hat hier der Leser durchaus eine reelle Chance, selbst auf die Spur
des Täters zu kommen.
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Miss
Silver Comes to Stay
1949
Deutsche Übersetzung:
Miss
Silver bleibt länger
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1950er |
Als Miss Silver eine
alte Freundin in Melling besucht, ahnt sie nicht, daß dieser
Aufenthalt sie wieder in einen neuen Fall verwickeln wird. Denn als
James Lessiter nach über zwanzig Jahren zurückkehrt, um Melling
House, das Erbe seiner verstorbenen Mutter, zu übernehmen, gibt sein
plötzliches Auftauchen nicht nur reichlich Anlaß zu Gerede im Dorf,
seine Anwesenheit bereitet so manchem Einwohner auch einiges Unbehagen:
Henrietta Cray war damals mit Lessiter verlobt, doch die Verbindung
wurde gelöst, und das nicht im gegenseitigen Einvernehmen. Und
Catherine Welby führte schon zu Lebzeiten von Mrs. Lessiter durch die
Möbel und Kunstwerke aus Melling House ein äußerst luxuriöses Leben, dem nun ein drastisches
Ende droht. Denn Lessiter macht es deutlich, daß er Catherine für
jeden unrechtmäßig entwendeten Gegenstand zur Verantwortung ziehen
wird. Ein betrogener Ehemann und der langfingrige Sohn des
Hausverwalterpaares sind Lassiter auch nicht gerade freundlich
gesonnen, und so kommt es weder als Überraschung, daß er eines
Morgens ermordet in seinem Arbeitszimmer aufgefunden wird, noch daß
alle, die ein Motiv für den Mord an Lassiter hatten, zur Tatzeit in
Melling House waren. Für
Chief Constable Randal March wird die Klärung des Falles zu einem
persönlichen Interesse, als seine Jugendfreundin Rietta Cray ihn um
Rat bittet. Nichts liegt daher näher, als seine gerade vor Ort
weilende alte Gouvernante, Privatdetektivin Miss Silver einzuschalten.
Miss
Silver Comes to Stay ist erneut einer jener Kriminalromane, in
denen Patricia Wentworth ihre Ermittlerin erst spät zum Einsatz
kommen läßt. Fast bis zur Mitte des Buches wird lediglich von der
Vorgeschichte und den Ereignissen berichtet, die zum Mord an dem Opfer
geführt haben könnten. Das verlangt dem Leser ein wenig Geduld ab,
bis es endlich spannend wird. Danach aber läuft Wentworth zu Hochform
auf: Sie gibt alle wesentlichen Informationen und Hinweise, die auch
den Ermittlern im Roman bekannt sind, an den Leser weiter, und dennoch
gelingt es ihr, reichlich falsche Fährten zu den verschiedenen
Verdächtigen zu legen und am Ende doch alle mit der wahren Lösung zu
überraschen. Schon das allein entschädigt den Leser dafür, daß er
sich zuerst durch eine lange und zähe Vorgeschichte durchkämpfen
mußte.
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The
Brading Collection
1950
Deutsche Übersetzung:
Die
Schatulle
Goldmann;
ISBN: 3442059178
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1940er |
"Sie haben einen
gefährlichen Kurs eingeschlagen", sagt Miss Silver zu Lewis
Brading, dem Millionär mit dem Sammeltick für Juwelen mit
krimineller Geschichte, denn Lewis Brading ist kein netter Mann: Er
spielt mit Menschen, und Miss Silver weiß, daß sich das rächen könnte.
Dennoch nimmt sie den Fall, den er ihr anträgt, nicht an. Wenige Tage
später berichten die Zeitungen von seiner Ermordung. Im Büro des
uneindringlichen Baus, in dem er seine Sammlung verwahrte und seit
einiger Zeit auch lebte, hat man Brading erschossen aufgefunden. An
Verdächtigen herrscht kein Mangel: angefangen von seinem Privatsekretär,
den Brading erpreßt hatte, über seinen Testamentsverwalter und
Vetter, bis zu der Frau, mit der er sich erst kurz vor seinem Tod
verlobt hatte, und den Verwandten, die somit aus seinem Testament
gestrichen waren. Das eigentliche Rätsel ist, wie es der Täter
geschafft hat, unbemerkt diesen Mord zu begehen. Miss Silver macht
sich nun doch zusammen mit ihrem ehemaligen Zögling, Chief Constable
Randal March, an die Lösung des Falles.
In
diesem Fall wird Miss Silver aktiver als dies in den Romanen zuvor der
Fall war: Hier kommt sie nicht nur durch das passive Sammeln von
Informationen voran, sondern muß rekonstruieren und alle
Möglichkeiten durchspielen. Doch auch dabei kann sie ihren Scharfsinn
unter Beweis stellen. Wie immer verknüpft Patricia Wentworth den
Kriminalfall mit einer Liebesgeschichte, die sogar einen großen Raum
in dem Kriminalroman einnimmt.
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The
Ivory Dagger
1950
Deutsche Übersetzung:
Der
Elfenbeindolch
Goldmann,
2004; ISBN: 3442058910
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1940er |
Sir Herbert Whitall
ist ein bekannter Sammler kostbaren Elfenbeins. Weniger bekannt ist,
daß sich seine Sammelleidenschaft auch auf Menschen erstreckt. Denn
Sir Herbert besitzt gerne, und nun hat er sein Augenmerk auf die
blutjunge Lila Dryden gerichtet. Als deren Tante die Verlobung Lilas
mit dem jungen Bill Waring einfach ignoriert und in Bills Abwesenheit
Lila dazu bringt, stattdessen einer Heirat mit Whitall zuzustimmen,
kommt es zu einem Fiasko: Denn nach einer ereignisreichen
Abendgesellschaft auf Whitalls Landsitz findet man Lila
blutverschmiert über der Leiche des Hausherrn stehend, auf dem Boden
den blutigen Elfenbeindolch, mit dessen Besitz Whitall noch Stunden
zuvor vor allen Anwesenden prahlte. Auch wenn augenscheinlich zunächst
alles gegen Lila spricht, schaltet ihre Tante kurzentschlossen ihre
Bekannte Miss Silver in den Fall ein. Die stellt zusammen mit
Detective Inspector Frank Abbott fest, daß jeder der Anwesenden ein
Motiv hatte, Sir Herbert aus dem Weg zu räumen. Mit ihrem gewohnten
Spürsinn und Feingefühl forscht Miss Silver weiter.
In
"Der Elfenbeindolch" präsentiert uns Autorin
Patricia Wentworth alles, was zu einem klassischen Landhauskrimi wie
zu einem Fall für Miss Silver gehört: einen noblen Herrensitz,
romantische Verwicklungen, eine ominöse Dinnerparty und eine fleißig
strickende Miss Silver. Sie strickt viel in diesem Fall, und sie ist
äußerst aktiv, denn diesmal ist es mehr denn je die altjüngferliche
Detektivin und weniger die Polizei, die durch diskrete Anwesenheit und
Befragungen den wahren Ablauf des Verbrechens rekonstruieren kann und
schließlich zum Täter führt. Wenn auch einiges an den im gleichen
Jahr erschienen Kriminalroman "Die Schatulle"
erinnert, so ist "Der Elfenbeindolch" dennoch ein
Genuß für Freunde von Miss Silver und dem klassischen englischen
Kriminalroman.
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Anna,
Where Are You?
1951
Deutsche Übersetzung:
Anna,
wo bist du?
Goldmann,
2005; ISBN: 3442059356
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1950er |
"Anna, wo bist
du? Bitte schreib mir. Thomasina" - So lautet der Text in einer
Zeitungsanzeige, auf die Miss Silver zunächst nur wegen der
altmodischen Namen aufmerksam wird. Doch dann will es der Zufall, daß
ihr einstiger Zögling Detective Inspector Abbott ihr die Hintergründe
zu dem Fall erklärt: Denn die Erzieherin Anna Ball ist verschwunden,
seitdem sie ihren letzten Posten gekündigt und zu einem unbekannten
neuen Arbeitgeber gefahren ist. Ihre Freundin Thomasina Elliot scheint
die junge Frau als einzige zu vermissen und hat deswegen die Polizei
kontaktiert. Doch die kommt bei der Suche nicht voran. Deswegen soll
nun Miss Silver ihr Glück versuchen. Tatsächlich gelingt es ihr,
Annas neue Arbeitgeber auszumachen: auf dem verfallenen Landsitz Deepe
House, der von den Craddocks zu einer Künstlerkolonie
umfunktionert wird. Doch auch von hier scheint die junge Frau schon
nach kurzer Zeit weitergezogen zu sein. Trotzdem nimmt Miss Silver bei
den Craddocks eine Stellung als Gouvernante an und forscht unauffällig
weiter. Bald führen auch die Spuren aus mehreren Banküberfällen zu
den Bewohnern der Kolonie. Und als Thomasina beschließt, sich dort
selbst umzusehen, gerät auch die junge Frau in Lebensgefahr.
Für
die Lösung dieses Falles kehrt Miss Silver zu ihrer einstigen Tätigkeit
als Gouvernante zurück - und auch die macht sie neben der diskreten
Ermittlungsarbeit trotz der langen Unterbrechung gut. Wieder einmal
ist es die methodische aber subtile Vorgehensweise Miss Silvers, die
die vielen Fäden in diesem Fall zu entwirren vermag. Mit einem
verfallenden Landhaus als Kulisse, den kuriosen Bewohnern von Deepe
House und einigen wirklich überraschenden Wendungen hat Patricia
Wentworth mit "Anna, wo bist du?" einen der
spannendsten Miss-Silver-Krimis geschrieben.
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Ladies'
Bane
1952
Deutsche Übersetzung:
Das
unheimliche Haus
Goldmann;
ISBN: 3442053811
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver/ Landhauskrimi
Zeit: 1950er |
Der Londoner Nebel
ist berüchtigt. Daß er auch noch gefährlich ist, erfährt die junge
Sängerin Catherine Muir, als sie in ihm die Orientierung verliert,
eine Kellertreppe herunterstürzt und auf diese Weise unfreiwillig das
Gespräch zwischen zwei Unbekannten mitanhört, in dem es um ein
Menschenleben geht. Catherine folgt einem der Verschwörer unerkannt
im Nebel. Nachdem sie, der gedungene Mörder und der Architekt Jim
Severn in einem leerstehenden Gebäude die Auflösung des Nebels
abwarten, findet Catherine ein Indiz auf das Ziel des Mannes: Es ist
Ladies´ House - das mittelalterliche Wohnhaus ihrer Schwester Allegra
und deren Mannes. Kurzentschlossen kündigt Catherine ihren Besuch
dort an, denn seit ihrer Eheschließung hat sich Allegra verdächtig
von Catherine und ihren alten Freunden zurückgezogen. Ist die Atmosphäre
des alten Hauses der Grund oder zehren die ständigen Streiche von
Margot Trent, dem Mündel ihres Mannes, an Allegra? Auch die
Gouvernante erscheint Catherine verdächtig, und Allegras Mann
Geoffrey steckt in Geldnöten. Da verunglückt Margot bei einem ihrer
Streiche tödlich - aber war es tatsächlich ein Unfall? Das Vermögen
des Mädchens fällt nun an Geoffrey, und sollten Catherine und
Allegra sterben, wäre er ein reicher Mann. Tatsächlich kommt es zu
weiteren Zwischenfällen. Nur gut, daß auch Miss Silver gebeten
wurde, auf Ladies´House nach dem Rechten zu sehen.
Britischer
kann ein Krimi nicht sein: Londoner Nebel und ein unheimliches
Landhaus als Kulisse, die Atmosphäre von Unsicherheit, Verdacht und
manchmal Hilflosigkeit der jungen Heldin, die sich für das Leben
ihrer Schwester in eigene Lebensgefahr begibt und eine Miss Silver,
die diesmal nicht nur Detektivin ist, sondern auch als Schutzengel über
die beiden Schwestern wacht. Spannende und gute Unterhaltung bis
zuletzt.
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Watersplash
1954
Deutsche Übersetzung:
Die
Hand aus dem Wasser
Goldmann;
ISBN: 3442011027
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1950er |
Als
Edward Random nach fünf Jahren in sein Heimatdorf Greenings zurückkehrt,
findet er vieles verändert vor: Sein Onkel James, der reichste Mann
vor Ort, ist verstorben und Erbe ist -da jedermann Edward für tot
gehalten hatte- James´ Bruder Arnold. Dies scheint die Menschen in
Greenings mehr zu stören als Edward selbst, der einfach nur eine
Stellung im Ort annehmen will. Doch plötzlich mischen sich einige der
Dorfbewohner kräftig in die Familienangelegenheiten der Randoms ein:
Der entlassene Gärtner Jackson versucht, Arnold Random zu erpressen -
und wird kurze Zeit später im Dorfbach ertrunken aufgefunden. Zufall
verstrickt James´ ehemalige Pflegerin Clarissa Dean in ein Gespräch
mit der scharfsinnigen Miss Silver: Clarissa will angeblich mehr über
James Randoms letztes Testament wissen, als allgemein bekannt war.
Doch auch sie erleidet Jacksons Schicksal. Da Edward mit der jungen
Frau aber kurz zuvor einen heftigen Streit hatte, fällt der Verdacht
der Dorfgemeinschaft auf ihn. Miss Silver sieht sich veranlaßt,
einzugreifen und der Wahrheit ans Licht zu verhelfen.
Wieder
einmal gelang Patricia Wentworth ein unterhaltsamer Kriminalroman, an
dem diesmal nicht zu bemängeln ist, daß die Vielzahl an Information,
die die Autorin dem Leser zukommen läßt, zu schnell auf den wahren Täter
schließen läßt, denn diesmal lassen Indizien, Gespräche und Motive
eine reiche Auswahl an Verdächtigen zu. Fazit: Die Hand aus dem
Wasser ist ein empfehlenswerter, kurzweiliger Krimi, bei dem der
Leser während der Lektüre ständig knobeln und eigene
Rekonstruktionen anstellen kann.
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The
Gazebo
1956
Deutsche Übersetzung:
Tod
im Sommerhaus
Goldmann;
ISBN: 3442059461
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1950er |
In den letzten fünf
Jahren hat Althea Graham viel für ihre Mutter aufgegeben: Die
vermeintlich schwerkranke, tatsächlich aber nur hochgradig
egozentrische Frau nutzt Altheas Loyalität und
Aufopferungsbereitschaft bis zum letzten aus. Daran zerbrach damals
das Verlöbnis ihrer Tochter mit dem jungen Reporter Nicholas Carey.
Und jetzt beharrt Winifred Graham auch noch auf den Verkauf des
Hauses, das Althea als Erbe von ihrem Vater zugefallen ist. Natürlich
ist das plötzliche Interesse, das das Objekt bei einigen Personen
offenbar erweckt hat, unverständlich. Doch diesmal weigert sich
Althea entschieden, ihrer Mutter nachzugeben. Ob das damit zu tun hat,
daß Nicholas nach all den Jahren in seinen Heimatort zurückgekehrt
ist und nun seinerseits nicht bereit ist, Althea noch einmal
aufzugeben? Mrs. Graham verfolgt die Entwicklungen mit Verärgerung,
doch diesmal kann sie der wiederauflebenden Beziehung zwischen ihrer
Tochter und Nicholas keinen Riegel mehr vorschieben - denn Althea
findet sie tot im alten Sommerhaus ihres Grundstücks. Da Nicholas als
der offensichtliche Hauptverdächtige gilt, wendet sie sich an Miss
Silver um Hilfe.
Tod
im Sommerhaus ist ein unterhaltsamer Kriminalroman - nicht
unbedingt der Spannung wegen, denn es zeichnet sich ein ganzes Stück
vor Schluß bereits ab, wer der Mörder in diesem Fall sein muß.
Vielmehr vermag Patricia Wentworth durch die Schilderung von Altheas
Lebensumständen und ihrer Emotionen den Leser an das Buch zu fesseln.
Wie ihre Romanheldin Miss Silver erweist sich auch die Autorin dabei
als psychologisch versierte Beobachterin und Menschenkennerin. Und
wieder tut es dem Roman keinen Abruch, sondern macht diese Detektivin
nur sympathischer, daß der Leser an ihren Beobachtungen, Überlegungen,
Rekonstruktionen und Theorien, die sie mit ihrem einstigen Schüler,
Inspector Frank Abbott, entwickelt, uneingeschränkt teilhaben kann.
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The
Fingerprint
1956
Deutsche Übersetzung:
Der
Fingerabdruck
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1950er |
Eine weitläufige
Verwandtschaft ist nicht immer ein Segen, wie Detective Inspector
Frank Abbott feststellen kann: In seiner eigenen finden sich nicht nur
liebenswerte, sondern bisweilen auch kauzige Mitglieder. So sein Onkel
Jonathan Field, dessen ungewöhnliches Hobby das Sammeln der
Fingerabdrücke berühmter Leute ist - auch der eines unerkannten
Mörders soll darunter sein, wie er seinen Gästen gerne erzählt.
Aber als Frank Abbott das nächste Mal zum Anwesen seines Onkels nach Field
End kommt, ist es rein beruflich: Denn Jonathan wurde tot aufgefunden,
und auch wenn zunächst alles auf einen Selbstmord hinzuweisen
scheint, ist bald offensichtlich, daß er ermordet wurde. Nur das
Motiv ist unklar: War seine Nichte Georgina verärgert, weil Jonathan
sie zugunsten der jungen Mirrie aus dem Testament strich? Oder fühlte
sich der Unbekannte aus Jonathan Fields Fingerabdruck-Geschichte bedroht?
Immerhin wurde beim Mord nicht nur ein Testament verbrannt, sondern
auch just jene Seite aus dem Album gerissen, auf der die
Fingerabdrücke aus
jenem Fall festgehalten waren. Frank Abbott konzentriert sich dennoch
erst einmal auf Jonathans Angehörige, und da sich Georgina von
ihm besonders
verdächtigt sieht, bittet sie die zufällig vor Ort weilende Miss
Silver um Hilfe.
The
Fingerprint ist ein Spätwerk von Patricia Wentworth, einer der
letzten Fälle, den sie ihre Detektivin Miss Silver aufklären läßt.
Und ein wenig ist diesmal schon zu bemerken, daß die Originalität
abnimmt. Zweifelsohne ist dieser Kriminalroman immer noch spannend und
enthält liebgewonnene Elemente für den Fan, allen voran die
sympathische Hauptfigur, die den Fall gewohnt unaufdringlich aber mit
nach wie vor hellwachem Verstand zu lösen vermag. Dazu der Schauplatz
auf dem englischen Land, zwischen Herrensitz und Dorfgemeinschaft,
verzwickte Umstände und reichlich Verdächtige mit den
unterschiedlichsten Motiven für einen Mord. Selbst einige falsche
Fährten halten das Erzählte auf einem flotten Tempo -bis etwa zum
letzten Fünftel des Buches, denn ab da lenkt die Autorin durch die
Andeutungen Miss Silvers auch beim Leser den Verdacht zu deutlich in
Richtung des Täters, was somit die verbliebenen 70 der 375 Seiten zu
reinen Platzfüllern entwertet. Wentworth hat es verpaßt, ab diesem
Zeitpunkt auf einen baldigen, konsequenten Schluß hin zu schreiben,
und das trübt ein wenig den Lesegenuß. Da es aber auch die einzige
Schwäche bleibt und bis dahin für gute, spannende Unterhaltung
gesorgt wird, kann den Fans von Miss Silver auch dieser Krimi wieder
empfohlen werden.
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The
Alington Inheritance
1958
Deutsche Übersetzung:
Der
Alington Fluch
Goldmann,
1999; ISBN: 344205267X
Kategorie: Detektive in England/ Miss Silver
Zeit: 1950er |
Daß sie die Tochter
des im Krieg verstorbenen Richard Forbes ist, war Jenny Hill stets
bekannt. Doch daß ihre Eltern verheiratet waren, erfährt das junge Mädchen
erst am Sterbebett ihrer Pflegemutter. Damit wäre Jenny die legitime
Erbin von Alington House, und nicht die Familie ihres Onkels, die dort
seit Jahren lebt. Als Jenny in einem Gespräch zwischen ihrem Vetter
und ihrer Tante mitanhört, mit welchen Mitteln ihre Verwandten das
Erbe weiterhin für sich selbst sichern wollen, begreift sie intuitiv,
daß ihr in dem Haus Gefahr droht und läuft heimlich davon. Doch ihr
neuer Unterschlupf bei ihrem entfernten Vetter Richard und dessen
Tante wird zu ihrem Pech durch Klatsch und Gerüchte den Bewohnern von
Alington House bald bekannt. Und das kleine Dorf Hazeldon ist nicht so
sicher, wie man annehmen könnte: Denn nur kurze Zeit nach Jennys
Ankunft wird dort ein Mädchen aus dem Nachbarhaus ermordet. Vom Vater
des vermeintlichen Täters beauftragt, sucht Miss Silver eigentlich
nur Beweise für die Unschuld des Beschuldigten, als ihr Jennys
Geschichte die entscheidenden Hinweise zur Lösung des Falles gibt.
Der
Alington Fluch liegt ganz in der Tradition von Patricia Wentworths
Kriminalromanen um die ältliche Detektivin Miss Silver. Nur mit der
Abweichung, daß hier die speziellen Merkmale ihres Stils besonders
stark ausgeprägt sind: Die unverzichtbare Liebesgeschichte nimmt
einen großen Raum ein, einen beträchtlichen Teil des Krimis könnte
man sogar meinen, in einem Liebesroman zu lesen. Die Vorgeschichte
beansprucht fast die Hälfte des Buches, bevor es tatsächlich zum
Mord kommt. Und nicht nur wird nicht mit Hinweisen für den Leser
gespart, es wird sogar ausdrücklich verraten, wer der Täter ist, was
viel von der Spannung nimmt. Der Fall selbst bietet weder für Miss
Silver noch für den Leser besonderes Kopfzerbrechen und ist daher als
einer der schwächeren Krimis der Autorin zu betrachten.
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