Die
arme Verwandte...
Ein oft
belächeltes und nicht ganz ernstgenommenes Genre ist das der
romantischen Literatur oder des -weil hier ausnahmsweise der
amerikanische Begriff passender erscheint- Romance. Obwohl
eine nicht unbeträchtliche Summe inzwischen mit dem Verkauf der Werke
aus dieser Sparte erzielt wird und sich manche Verlage auf die
Veröffentlichung von romantischer Literatur spezialisiert haben,
asoziiert man mit dem Begriff leider immer noch viel zu oft lediglich
Groschenhefte oder die berühmtesten Namen aus der Branche wie Barbara
Cartland oder Hedwig Courths-Mahler - leider nicht zum Vorteil dieses
Genres. Gerne wird vergessen oder gänzlich abgesprochen, daß auch
diese Werke ebenso viel Einfallsreichtum, Wissen, schriftstellerisches
Können und diszipliniertes Forschen nach Hintergrundmaterial
erfordern wie jede andere Literaturgattung auch, will sie erfolgreich
sein.
...und
die reiche Tante
Ganz
anders die Situation in Amerika, woher die gigantische Welle an
romantischer Literatur zu uns herüberschwappt, obwohl sich in den
letzten Jahrzehnten auch aus heimisch-deutschen Wurzeln einige Autoren
herauskristallisierten. In den Staaten läuft die Verbreitung der
Romances wie am Fließband -und auch ihre Herstellung: Es sind nicht
ein oder zwei Autoren, die Romane und Serien im Akkord produzieren,
sondern Dutzende. Doch neben den "Massenproduzenten"
Silhouette und Harlequin, die monatlich ihre unzähligen Reihen
erweitern, neben den Treffen, Bällen und Messen, bei denen sich die
Autoren, Verleger, Fotografen und Covermodels treffen und austauschen,
wird nicht vergessen, daß es auch in diesem Bereich einige ganz
große Namen gibt, die sich beim Publikum durchsetzen und von der
Masse abheben.
Trotz
aller Business und dem oftmals übertriebenem, exzessivem Betreiben
der Amerikaner, weiß man, daß auch hier letztlich der Konsument
entscheidet, und auch hier kauft er nicht jeden Mist. Wer einfach auf
das Sentimentale und auf Kitsch setzt, wird sehr schnell baden gehen.
Nicht umsonst findet man unter den Romanceautoren von der Hausfrau und
der ehemaligen Schönheitskönigin bis zu studierten Literatur- und
Naturwissenschaftlern alle Berufe vertreten.
Und nicht umsonst gliedert sich der Bereich der romantischen Literatur
in so viele unterschiedliche Sparten wie in keinem anderen Genre: Da
gibt es die schlichte Unterscheidung von historischen und
zeitgenössischen Romanen. Science-Fiction, Fantasy, Paranormales sind
ebenso vertreten wie Zeitreisegeschichten, Krimis und Thriller. Es ist
fast unmöglich, hier einen vollständigen Überblick zu geben. Nur
eins ist sicher: Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und für jede
Richtung gibt es die spezialisierten Autoren.
Die
große Romance-Familie
Man
ist hier in Europa noch nicht ganz so weit wie die Amerikanerinnen,
aber die ersten Schritte sind getan - vermutlich sogar schon mehr als
die ersten Schritte. Es gibt unzählige deutschsprachige Homepages im
Netz, die sich der romantischen Literatur widmen, und hinter jeder
dieser Seiten stehen begeisterte Fans stellvertretend für eine
zigtausende, hauptsächlich Frauen -aber auch Männer- umfassende
Leserschaft. Die beste Anlaufstelle für jeden interessierten
Einsteiger, aber auch für Fortgeschrittene, ist wohl das Romantische
Bücherforum (seit März 2008: Romance
Forum), das eines der am
meistfrequentierten Einrichtungen seiner Art im Netz sein muß. Dort
findet man neben schneller Sofort-Hilfe auf seine Fragen auch eine
wahre Fundgrube an Informationen, Links und Verweisen, die die
eifrigen Forumteilnehmer zu jedem Thema die romantische Literatur
betreffend zusammengetragen haben. Ganz zu schweigen von der
freundlichen Aufnahme und der angenehmen Atmosphäre im Forum.
Überhaupt
wird Agressivität unter Romance-Lesern sehr klein geschrieben. Ob das
an der bevorzugten Literatur liegt? Die Romanceautorin Jude Deveraux
hat in ihrem Roman "Remembrance" sinngemäß etwas
Ähnliches festgestellt:
"Ich
schreibe heitere oder komische kleine, romantische Geschichten von
Männern und Frauen, die sich ineinander verlieben. Sie richten nichts
Schlimmeres an, als ein oder zwei Babys herzustellen. Sie schnupfen
weder Kokain noch begehen sie Blutschade. Sie schütten sich nicht
gegenseitig kochendes Wasser ins Gesicht oder tun sich sonst was
Böses an. In meinen Romanen kommen nicht einmal Personen vor, die
imstande wären, sich einen raffinierten Mordplan auszudenken. Ich
schreibe nur Geschichten über das, wovon wir alle träumen: jemanden
zu haben, den wir lieben und der unsere Liebe erwidert."
Und das sagt alles.
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