Krimi

 






Auch hier, wie in vielen anderen Literaturgenres, über die ich auf meiner Seite berichte, werdet ihr feststellen, daß der überwiegende Teil der Besprechungen sich auf Kriminalromane älteren Datums bezieht.

Warum? Was ist der Reiz an diesen ollen Kamellen?

In den letzten Jahren zogen mich "klassische" Kriminalromane -oder jene, die zumindest in der guten alten Hoch-Zeit des Kriminalromans, der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, angesetzt sind- immer mehr in ihren Bann. Diese Bücher hatte ich schon als Jugendliche in der Hand, als Kind fesselten mich ihre Verfilmungen konkurrenzlos an den Fernseher (das war vor der Zeit, als Videorekorder in jedem Haushalt zu finden waren - wehe, wenn man da einen Sendetermin verpaßte!). Charlie Chan, Hercule Poirot und Miss Marple waren die wirklich weltberühmten und absolut einzigartigen Detektive, denen ich bei der Lösung ihrer Fälle zusah.
Und wie es sicher oft und bei vielen der Fall ist: Das eine Medium weckt das Interesse für das andere. Es gibt nur wenige Verfilmungen von Poirots und Marples Abenteuern, und auch die Serie um Charlie Chan hatte irgendwann ein Ende. Die Sucht nach neuen, verzwickten Kriminalfällen dieser Spürnasen aber nicht. Damals legte ich den Grundstock für meine kleine Bibliothek der Kriminalromane.

Und wieso kaum moderne?

Vielleicht, weil es mir bei modernen Kriminalromanen selten gelingt, bei der Lösung des Falles mitzurätseln. Vielleicht, weil die Detektive vor sechzig, siebzig Jahren ihre Fälle tatsächlich noch durch Nachdenken lösten, nicht durch moderne Hilfsmittel wie Computer, Laboranalysen bis aufs letzte Chromosom etc.etc....Mich als Leser reizt doch auch die Möglichkeit, sich mit dem fiktiven Detektiv zu messen, ihm aufgrund der sorgfältigen Sammlung von Hinweisen in der Geschichte vielleicht sogar bei der Lösung voraus zu sein. Aber kann ich das, wenn die Detektive und Helden von Kriminalromanen heutzutage Profiler und Agenten sind, denen ein unglaublicher technischer und wissenschaftlicher Apparat zur Verfügung steht (dem "normalen" Leser nur sein Verstand und seine Lebenserfahrung - eben die gleichen Mittel, mit denen die frühen Detektive arbeiten), und bei Fällen, die sich ohne dies alles überhaupt nicht lösen ließen? Und wie oft passiert es, daß der Protagonist einen Fall erst durch eine plötzliche und völlig unzusammenhängende Eingebung lösen kann oder erst durch Konfrontation mit dem sich offenbarenden Täter? Die Geschichte mag durchaus fesselnd sein, aber hinterläßt diese Lektüre nicht ein Gefühl der Enttäuschung?
Man kann einer Agatha Christie nicht vorwerfen, berechenbare Fälle konstruiert zu haben, ganz sicher nicht einem John Dickson Carr, der mit seiner Spezialität, den Fällen im "hermetisch verschlossenen Raum", dem Leser immer wieder Verbrechen vorlegte, die im Grunde niemand hatte begehen können. Sicher nicht nur ich lag bei der Aufschlüsselung solcher Fälle völlig falsch, von einer Lösung ganz zu schweigen! Und dennoch sind in diesen Romanen dem Leser alle Hinweise gegeben, Indizien und Zeugenaussagen werden vom Detektiv und seinen Kollegen oder Assistenten diskutiert, analysiert und bewertet. Der Leser kann sich diesen Ergebnissen anschließen oder seine eigenen Schlüsse ziehen. Vielleicht läßt man ihn nicht immer den Gedankengang des Detektivs verfolgen, aber es ist ihm ungenommen, im Lesen innezuhalten, das Buch zu senken und seine eigenen Theorien zu entwickeln. Zumindest mich fesselt an einem guten Kriminalroman nämlich das Mysteriöse, Rätselhafte, der schier unerhörte Fall und der Weg des Detektivs zur Lösung mehr als die übertriebene Darstellung eines grausamen Verbrechens in allen zur Verfügung stehenden Details, um durch Schockieren und morbide Faszination für Greueltaten den Leser "bei der Stange", sprich: am Roman zu halten. Das findet sich auch bei keinem der hier vorgestellten Autoren.

Ein anderer, bedeutender Faktor ist die Atmosphäre in den früheren Kriminalromanen: Sie spiegelt das Lebensgefühl einer Zeit wieder, in die ich mich gerne zurückversetzen lasse: Sicher, es ist keine heile Welt - wie könnte sie das sein, bei Mord und Totschlag! Aber es ist dennoch oder gerade dadurch keine idealisierte, sondern eine realistische Welt. In gewissem Rahmen. Wenn ich mich denn schon mit Verbrechen als Fakt in der Welt abfinden muß, dann doch lieber mit Verbrechen, die aus Motiven wie Habgier, Eifersucht, Haß, also uns allen bekannten Regungen begangen werden als durch ein fehlgeleitetes Gen oder pure Langeweile - unberechenbare Faktoren. Unlösbare Fälle.

Neben den unverwechselbaren Poirots, den Holmeses , den Chans und den Vances begegnen uns in diesen Kriminalromanen auch allerlei andere Gestalten, die die Geschichten beleben und einzigartig machen. Sie streichen nicht nur das Genie der großen Detektive heraus, sondern amüsieren den Leser, ebenso wie oft genug sie es sind, die ihn mit den nötigen Informationen versorgen. Es sind die Watsons und die Hastings, die dafür sorgen, daß wir in der Lage sind, mit dem Wissensstand des Protagonisten Schritt zu halten, und uns dadurch selbst an die Lösung der Fälle machen können.

Macht euch also an die Lösung!

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Links

Und hier lasse ich mich inspirieren und tausche mich zum Thema Krimi aus:

Begeisterte Krimi-Fans tummeln sich in Toms Krimitreff (Forum) und werden auf seiner Homepage fündig.

Wer seine Krimis gern weniger blutgetränkt hat, sondern diesen Stoff für ein paar gemütliche Stunden im Sessel braucht, greift zu Cozy-Krimis. Welche Auswahl es darin inzwischen (auf dem englischsprachigen Markt) gibt, erfährt man z.B. auf der Cozy Mystery Site oder bei Cozy Mysteries Unlimited, wo auch eine gezielte Schlagwortsuche nach dem nächsten Lesestoff möglich ist.

Sucht ihr ein Krimi mit einem bestimmten Detektiv? Oder soll er in einem bestimmten Land ermitteln? Die englischsprachige Seite Stop, You're Killing Me! bietet eine Suche nach genau diesen Kriterien und eine umfassende Datenbank.

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