Abenteuer

 






Sie sind aus der Mode gekommen: Zorro, Kara Ben Nemsi, Scarlet Pimpernel oder d´Artagnan. Sie sind sogar in Vergessenheit geraten, denn manche Generationen kennen noch nicht einmal mehr ihre Namen. Wenn wir ganz modern den Begriff „Abenteuer“ in die Suchmaschine eines Online-Buchhändlers eingeben, erhalten wir als Ergebnis bestenfalls Literatur, die für Kinder und Jugendliche bestimmt ist: einen Zauberschüler aus England oder den Sproß zweier Filmarchäologen und Mumienvernichter. Abenteuerliteratur scheint heute nicht mehr für Erwachsene geschrieben zu werden, und die klassischen Werke dieses Genres werden bestenfalls noch vereinzelt aufgelegt, aber ganz sicher nicht mehr als Lektüre für Erwachsene propagiert.

Warum?

Jean-Léon Gérôme: Die graue Eminenz, 1873Ich vertrete die These, daß es nicht die Art der Abenteuer ist, die dieses Genre für den modernen Leser uninteressant macht -Reise und Aufenthalt in manchen Regionen dieser Erde kann noch immer ein gefährliches Abenteuer sein und wer würde nicht einen vermeintlichen "Herr der Welt" in einem fairen Wettkampf zu Land, zu Wasser und in der Luft herausfordern und in seine Schranken weisen? Nein, es sind vielmehr die Ideale, die Werte, die die Helden aus den alten Abenteuergeschichten vertreten, die scheinbar keinen Platz mehr in unserer heutigen Zeit haben. Begriffe wie Loyalität, Ehre, Patriotismus werden nicht nur als veraltet betrachtet, sie haben sogar eine negative Konnotation und scheinen weder erstrebenswerte Ziele noch akzeptable Motivation zu sein, Leib und Leben in einem Unternehmen voller Unbekannter zu riskieren.

 

Aber das Genre ist noch nicht tot, es hat, wie so vieles heutzutage, nur eine andere Verpackung. Autoren berichten von Abenteuern in anderen Zeiten, vom alten Ägypten über das finstere Mittelalter bis zum Zeitalter der Industrialisierung und des Imperialismus. Sie passen die Abenteurer ein wenig unseren heutigen Erwartungen an einen glaubwürdigen Helden und seine Beweggründe an und Verlage veröffentlichen ihre Werke in der Rubrik "historischer Roman". Rudolf Alt: Gewehrzimmer in Schloß Feldsberg, 1845 Bei genauerer Untersuchung finden wir in diesen historischen Romanen oft genug nichts anderes als die Abenteuerromane, die im neunzehnten Jahrhundert schon so viele Leser begeisterten. Die große Zahl der Veröffentlichungen mit diesem Stempel läßt mich daher folgern, daß der Bedarf an Abenteuern sowohl an exotischen Schauplätzen und in längst vergangenen Zeiten wie auch im Hier und Heute nach wie vor besteht. Noch immer wünschen wir uns Helden, die für ihre Ideale einstehen und für sie zu kämpfen oder sich ihretwegen unglaublichen Gefahren auszusetzen bereit sind. Der Mensch braucht ein Vorbild. Mögen maskierte Degenfechter und stockkonservative britische Weltreisende auch einer anderen Zeit angehören - in ihrem Vorbildcharakter sind sie nicht die schlechtesten. Und somit sind sie genau das, wovon wir heute eine ganze Menge mehr gebrauchen könnten.

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