Aufregend und abwechslungsreich war das
Leben für Agatha Christie nicht nur in ihren unzähligen
Kriminalromanen, Kurzgeschichten und Theaterstücken: Sie wurde am 15.
September 1890 in Torquay/ England geboren. Bei ihrer Tätigkeit als
Krankenschwester in einem Hospital während des Ersten Weltkriegs kam
ihr die Idee für einen Krimi, The Mysterious Affair at Styles
(Das fehlende Glied in der Kette), der 1920 als erstes ihrer
Werke veröffentlicht wurde. Bis zu ihrem Tode sollten allein 80
weitere Romane folgen. Während ihrer Ehe mit dem Archäologen Max
Mallowan gelangte sie an die exotischen Stätten, die für viele ihrer
Krimis die Kulissen bilden sollten, so z.B. Ägypten und Mesopotamien.
Durch ihr Lebenswerk wurde die "Queen of Crime" zum
Ehrendoktor verschiedener Universitäten und zu einem "Commander
of the Order of the British Empire". Agatha Christie starb am 12.
Januar 1976.
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The
Man In The Brown Suit
1924
Deutsche Übersetzung:
Der
Mann im braunen Anzug
Kategorie: Verbrechen auf Reisen/ Abenteuer/ weibl. Abenteurer
Zeit: 1920er |
Verwaist
und fast mittellos kommt die junge Anne Beddingfeld nach London, wo
sie ihr bislang langweiliges Leben auf dem Land gegen die Abenteuer,
nach denen sie sich immer sehnte, zu tauschen hofft. Und tatsächlich
wird sie bald in eine merkwürdige Affäre verwickelt, als sie eines
Tages beobachtet, wie ein Mann in der U-Bahn auf die Gleise und zu
Tode stürzt. Ein mysteriöser herbeigeeilter "Arzt" kann
dem Verunglückten zwar nicht mehr helfen, durchsucht aber zu Annes Überraschung den Toten und
entwendet aus dessen Kleidung einen Zettel mit
einer seltsamen Nachricht. Der tote Carton war gerade erst aus Südafrika
angekommen und plante als nächstes die Besichtigung des zur
Vermietung stehenden Hauses von Sir Eustace Pendler. Just in diesem Haus wird
dann aber die Leiche einer ermordeten Frau gefunden, und nach dem
einzigen weiteren Besucher, einem jungen Mann im braunen Anzug, wird
nun fieberhaft als Mörder gesucht. Nur Anne meint, in dem Verdächtigen
den Arzt aus der U-Bahn zu erkennen und bringt die beiden Todesfälle
miteinander in Verbindung. Auf eigene Faust macht sie sich an die Lösung
des Falles, der sie zunächst an Bord eines Überseeschiffes nach Südafrika
führt. Hier macht sie die Bekanntschaft einiger Personen, die
ebenfalls in die Todesfälle verwickelt zu sein scheinen.
Versuche, die junge Abenteurerin von ihrer Spur abzubringen, arten
sowohl an Bord wie auch später in Afrika in Entführung und lebensgefährliche
Anschläge auf Annes Leben aus.
Mit
diesem Roman präsentiert sich Agatha Christie ihren Lesern von einer
völlig anderen Seite: Denn "Der Mann im braunen Anzug"
ist weniger ein Krimi, sondern vielmehr ein Abenteuerroman mit einer
ordentlichen Prise Romantik und Reisebeschreibung. Entsprechend -auch
angesichts der frühen Entstehungszeit des Romans- findet man einen
Schreibstil der Autorin vor, der weniger nüchtern ist als in ihren
klassischen Krimis und sich in so manchen Punkten an den von ihr
selbst angesprochenen Filmreihen des Kintopps der 20er Jahre
orientiert. Doch gerade dadurch wird dieses Werk durchaus nicht
entwertet, sondern zu einem einzigartigen Produkt der Autorin, denn in
ihm bietet sie dem Leser eine unterhaltsame Mischung aus Abenteuer,
Witz, exotischen Schauplätzen und Romantik und somit eine
kurzweilige, sehr zu empfehlende Lektüre.
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The
Thirteen Problems
1928
Deutsche Übersetzung:
Der
Dienstagabend-Club
Kategorie: Detektive in England/ Miss Marple
Zeit: 1920er |
Ob
im intellektuellen Freundeskreis oder bei einem formellen Dinner
- früher oder später kreist in jeder britischen Gesellschaft das
Gespräch um Verbrechen. Und so rufen einige Gäste von Miss Marples
Neffen Raymond den "Dienstagabend-Club" aus, in welchem
jeder reihum von einem ungeklärten Fall berichtet und die anderen die
richtige Lösung suchen läßt. Zu jedermanns Erstaunen ist es
ausgerechnet die unscheinbare altjüngferliche Miss Marple, die jedes
Mal den Nagel auf den Kopf trifft. Dabei ist das einzige Hilfsmittel
der strickenden Dame, die kaum jemals ihr Dorf verließ, ihre
Menschenkenntnis und Parallelfälle aus dem vertrauten St. Mary Mead.
Noch
bevor Miss Marple in Mord im Pfarrhaus/ Murder in the Vicary
ihren ersten eigenen Fall bekommt, stellt uns Agatha Christie in Der
Dienstagabend-Club ihre scharfsinnige altjüngferliche Detektivin
vor. Vielleicht zum einzigen Mal bei Christie sind die geschilderten Fälle
-bedingt durch den Rahmen und das Ziel, zu dem sie erzählt werden -
mit genug Hinweisen versehen, damit auch der Leser die richtige Lösung
erraten kann. Deutlicher als in vielen ihrer späteren "großen"
Fälle wird hier Miss Marples Vorgehensweise vorgestellt, und daher
ist der Roman für ihre Fans unverzichtbar. Ein weiterer Vorteil: Er
muß nicht in einem Zug ausgelesen werden und empfiehlt sich so auch
als leichte Lektüre zwischendurch.
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Murder
on the Orient Express
1933
Deutsche Übersetzung:
Mord
im Orient Express
Kategorie: Verbrechen auf Reisen/ Züge/ Hercule Poirot
Zeit: 1930er |
Auch
nach
einem abgeschlossenen Fall in Syrien ist Hercule Poirot die geplante
Ruhepause in Istanbul nicht vergönnt: Ein
Telegramm ruft den Detektiv zurück nach London. Nur mit Hilfe seines
Bekannten Bouc, des Direktors der Schlafwagengesellschaft, kann er
noch einen Liegeplatz in dem feudalen Orient Express erhalten. Doch
selbst auf Reisen kommt der Belgier nicht zur Ruhe: Erst bittet ihn
der amerikanische Geschäftsmann Ratchett, seinen Leibwächter zu
spielen, da sein Leben bedroht wird. Poirot lehnt ab, und am nächsten
Tag wird Ratchett tot in seinem Abteil aufgefunden, ermordet durch zwölf
Messerstiche, die dem schlauen Belgier und dem griechischen Arzt Dr.
Konstantine Rätsel aufgeben. Da der Zug im Nirgendwo eingeschneit ist
und man keine Verbindung zur Außenwelt aufnehmen kann, übernimmt
Poirot auf Boucs Drängen die Lösung des Falles. Schnell hat der
Detektiv die wahre Identität des Opfers herausgefunden: Ratchett war
in Wirklichkeit der berüchtigte Erpresser und Mörder Cassetti, der
zuletzt die kleine Daisy Armstrong auf dem Gewissen hatte. Poirot
vermutet bald, daß Cassetti einem Racheakt zum Opfer fiel. Nun muß
er unter der bunt gemischten Gesellschaft im Orient Express
jenen Mitreisenden finden, der in Verbindung mit der Familie Armstrong
zu bringen ist.
Oberflächlich
betrachtet ist Mord im Orient Express ein weiterer
kurzweiliger Kriminalroman von Agatha Christie, der gleichzeitig viel
Flair und Atmosphäre der frühen dreißiger Jahre vermittelt. Wie
immer bei Poirots Fällen spielt auch hier die Psychologie eine große
Rolle, aber diesmal baute Christie einen weiteren Aspekt hinein: Das
Problem des ungesühnten Verbrechens klingt mit allen seinen Facetten
im Roman an, auch wenn dafür Poirots Rekonstruktion des Mordes zu
abrupt passiert und zu einem sehr schnellen Abschluß auf den letzten
Seiten des Romans führt, der beim Leser ein leicht unzufriedenes Gefühl
hinterlassen kann.
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Dumb
Witness
1937
Deutsche Übersetzung:
Der
ballspielende Hund
Kategorie: Detektive in England/ Hercule Poirot
Zeit: 1930er |
Miss
Emily Arundell macht sich keine Illusionen über ihre jungen
Verwandten - sie sind allesamt nicht viel wert. Aber während eines
Wochenendes, das sie mit ihrem Neffen und ihren Nichten verbringt,
kommt die Gewißheit dazu, daß einer von ihnen ihr sogar nach dem
Leben trachtet. Also ergreift die resolute alte Dame zwei Maßnahmen:
Sie ändert ihr Testament und schreibt an Hercule Poirot. Doch erst
zwei Monate später gelangt der Brief tatsächlich zum Detektiv - und
dann ist Miss Arundell tot. Alles weist auf ein ganz natürliches
Ableben der alten Dame hin, die stets mit einer schwächlichen
Konstitution und einem langjährigen Leberleiden zu kämpfen hatte.
Dennoch forscht Poirot nach und findet -allen Einwänden von Hastings
zum Trotz- immer mehr Hinweise, die auf einen Mord hinweisen. Also
nimmt Poirot die lieben Verwandten von Miss Arundell ebenso unter die
Lupe wie deren letzte Gesellschafterin, die so überraschend zur
Alleinerbin ihrer Arbeitgeberin wurde.
Mit
"Der ballspielende Hund" liefert Agatha Christie
einen richtigen Klassiker, der alles hat, was man von einem typisch
englischen Kriminalroman erwarten kann: den Schauplatz auf dem
englischen Land, die reiche Verwandte und eine Gruppe Erbschleicher,
die alle hervorragende Verdächtige abgeben, sowie einen
Handlungsverlauf, der dem Leser das Ermitteln mit Poirot ermöglicht,
ohne dabei die Spannung aufzugeben oder zuviel zu verraten. So kommt
die Lösung und Aufdeckung des wahren Täters nach zweihundert
unterhaltenden Seiten als eine Überraschung, läßt den Leser aber äußerst
zufrieden mit dieser Lektüre zurück. So muß ein Krimi sein!
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The
Labours of Hercules
1939, 1940, 1944, 1945, 1947
Deutsche Übersetzung:
Die
ersten Arbeiten des Herkules/ Die letzten Arbeiten des
Herkules
Kategorie: Detektive in England/ Hercule Poirot
Zeit: 1939-1947 |
Ein
gemütlicher Plausch mit einem Freund bringt Hercule Poirot auf einen
Gedanken: Er will es seinem mythologischen Namensvetter gleichtun und
vor seinem Ruhestand noch genau zwölf außergewöhnliche Fälle lösen.
Erstaunlicherweise ergeben sich auch in der modernen Zeit Aufgaben mit
überraschenden Parallelen zu den Taten des antiken Helden.
In
dieser Sammlung von zwölf Fällen des berühmten belgischen Detektivs
besteht das Besondere im Bezug zur antiken griechischen Mythologie
und ihrem größten Helden. Bedingt durch die Kürze der Geschichten
handelt es sich daher weniger um die kniffligsten oder raffiniertesten
Fälle Hercule Poirots, tatsächlich beginnt seine Unternehmung
geradezu banal. Im Laufe der Aufgaben jedoch steigern sich sowohl die
Autorin wie auch ihr Protagonist von Mal zu Mal, bis sie zu gewohnter
Form auflaufen.
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The
Moving Finger
1942
Deutsche Übersetzung:
Die
Schattenhand
Kategorie: Detektive in England/ Miss Marple
Zeit: Zweiter Weltkrieg |
Gelassen
und entspannt soll Kampfflieger Jerry Burton seine Genesung nach
einem Flugzeugabsturz angehen. Am besten, so rät ihm sein Arzt, auf
dem ruhigen Land, wo er keine anderen Aufregungen haben dürfte als
den Klatsch und die kleinen Skandale der Nachbarn. Das Städtchen
Lymstock, in dem Jerry und seine Schwester Joanna daraufhin ein Häuschen
mieten, scheint da ganz, was der Doktor verschrieb - wären da nicht
die bösartigen anonymen Briefe, die fast alle Bewohner schon
erhielten und vor denen auch die Burton-Geschwister nicht verschont
bleiben. Die meisten Bürger tun sie mit leichter Verärgerung ab.
Nicht so Mrs. Symmington, die Frau des angesehenen Anwalts, die man
nach dem Erhalt eines solchen Briefes tot auffindet - Selbstmord durch
Zyankali? Jetzt endlich ermittelt die Polizei. Doch erst als es zu
einem weiteren Todesfall kommt und die resolute
Pfarrersfrau die Menschenkennerin Miss Marple als Fachfrau nach
Lymstock holt,
kann die Identität des Briefeschreibers und Verantwortlichen für die
Todesfälle gelüftet werden.
"Die
Schattenhand" ist ein leicht und flüssig zu lesender
Kriminalroman, der aus der Sicht des jungen Protagonisten Jerry
Burton, einem Neuling und noch Außenstehenden in der Gemeinschaft der
Kleinstadt, erzählt wird. Der Leser wird in die Beobachtungen, in die
Gedankengänge und in den Verdacht des Erzählers eingeweiht, aber
nicht in jene der erst spät im Fall auftauchenden altjüngferlichen Detektivin.
Die Bezeichnung "Ein
Miss-Marple-Krimi" ist daher fast schon anmaßend, obwohl natürlich
erst Jane Marple den Fall lösen kann. Als Lektüre für
ein bis zwei Abende und als "Einsteigerkrimi" für Leser,
die Agatha Christie bislang noch nicht kennen, ist der Roman allerdings zu
empfehlen.
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Sparkling
Cyanide
1945
Deutsche Übersetzung:
Blausäure
Kategorie: Detektive in England/ Colonel Race
Zeit: 1940er |
Sechs
Personen erinnern sich an Rosemary Barton, und sechs Personen saßen
damals mit ihr am Tisch im Luxembourg, als sie tot
zusammenbrach. Rückblickend hatten alle diese sechs Personen ein
gutes Motiv, um Rosemarys Tod zu wünschen, auch wenn der Fall als
Selbstmord in die Akten der Polizei einging. Anonyme Briefe lassen
zuerst Rosemarys Ehemann George einen Verdacht auf Mord hegen, und der
verfällt auf einen gefährlichen Plan: Ein Jahr nach Rosemarys Tod
lädt er die gleiche Runde erneut ins Luxembourg. Und erneut
bricht jemand an ihrem Tisch zusammen. Bartons Bekannter Colonel Race
hatte den Plan von Anfang an nicht gutgeheißen, nun wird er selbst darin
verwickelt. Denn er muß die beiden Morde aufklären, bevor der Täter
ein weiteres Mal zuschlägt.
Mit
Blausäure lieferte Agatha Christie einen ihrer fesselndsten
Krimis ab. Denn obwohl sie zunächst die Ereignisse und ihre
Hintergründe von den sechs Verdächtigen ausführlich wiedergeben
läßt und dem Leser dadurch den besten Einblick in den Fall und
reichlich Hinweise zur Klärung oder zumindest für eine Theorie gibt,
vermag sie andererseits auch, geschickt mit diesen Informationen zu
spielen, abwechselnd Verdacht gegen die einzelnen Beteiligten zu
wecken, um sie dann doch wieder zu entlasten. Erst nach dem
klassischen Zusammenscharen der Verdächtigen und einem spannenden
Höhepunkt liefert Christie die verblüffende aber für den
aufmerksamen Leser durchaus offensichtliche Auflösung des Falles.
Krimifans werden sich während der Lektüre hervorragend unterhalten
fühlen.
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Taken
at the Flood
1948
Deutsche Übersetzung:
Der
Todeswirbel
Kategorie: Detektive in England/ Hercule Poirot
Zeit: 1946 |
Im
Kriegsjahr 1944 kommt Hercule Poirot eine Geschichte zu Ohren, die
sein Interesse weckt: Bei einem Fliegerangriff auf London wird das
Haus des schwerreichen Gordon Cloade getroffen. Dieser kommt dabei
um, seine junge Frau überlebt - und erbt mangels eines gültigen
Testaments das Vermögen, auf das Cloades Verwandtschaft sich stets
Hoffnungen gemacht hatte. Doch ist sie tatsächlich die rechtmäßige
Erbin? Major Porter kannte Rosaleen Cloades ersten Ehemann, Robert
Underhay, der seinerzeit am Sumpffieber im afrikanischen Urwald
gestorben sein soll, für dessen Ableben aber keine zuverlässigen Zeugen
existieren. Und falls Underhay noch leben sollte, wäre Rosaleens Ehe mit Cloade nicht gültig und seine
Verwandtschaft wieder im Rennen um das Erbe... Als 1946 die Zeitungen den Mord an
einem unbekannten Mann im kleinen Örtchen Warmsley Vale melden, wird
Poirot an diese Geschichte erinnert. Denn vor seinem gewaltsamen Ableben
hatte der Ermordete erklärt, er kenne Robert Underhay - und
dieser sei noch sehr wohl am Leben!
In
"Der Todeswirbel" scheint Agatha Christie etwas
experimentiert zu haben, denn ihr Protagonist, Hercule Poirot, hat bis
zum letzten Drittel des Krimis nur einen bescheidenen, kurzen
Auftritt. Bis nach dem Mordfall kreist die Handlung um die einzelnen
Familienmitglieder der Cloades. Fein werden die Verhältnisse der
Enterbten beschrieben und dadurch die Motive jedes einzelnen für
einen Mord an der fragwürdigen und ungeliebten Erbin Rosaleen
dargestellt. Tatsächlich aber fällt dann jemand ganz anderer einem
Verbrechen zum Opfer, womit Christie schon für die erste Verblüffung
ihrer Leser sorgt. Weitere Überraschungen erwarten ihn, als es zur
Klärung des Falles kommt. Ab hier allerdings schaltet sich Poirot
wieder in die Handlung ein. Und nur er kann in schlichter Brillianz
aus den auch dem Leser bekannten Fakten den wahren
Tathergang und die Motive für den Mord herausfinden. Ein gekonnter
Zug Christies ist es, ausgerechnet durch diese Menge an Informationen über den Hauptteil des Krimis
hinweg den Leser in die Irre zu führen, um ihn am Schluß wieder völlig zu
verblüffen. Typisch Agatha Christie.
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Dead
Man's Folly
1956
Deutsche Übersetzung:
Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Kategorie: Detektive in England/ Hercule Poirot
Zeit:1950er |
Hercule
Poirot erhält einen Anruf von Ariadne Oliver. Sie bittet den
Detektiv, auf den Landsitz Nasse House nach Devonshire zu kommen. Hier
nämlich entwirft die berühmte Krimischriftstellerin für die
Gartenparty des vermögenden Sir George Stubbs ein Mörderspiel. Doch
die Atmosphäre auf Nasse kommt Mrs. Oliver merkwürdig vor, daher
soll Poirot sein fachmännisches Auge offen halten. Und Mrs. Oliver
behält recht: Denn während der Gartenparty nimmt jemand das Spiel zu
ernst. Ein offensichtlich sinnloser Mord und das spurlose Verschwinden
von Sir Georges Ehefrau stellen die Polizei ebenso wie Poirot lange
Zeit vor Rätsel.
Agatha Christie kam in "Wiedersehen mit Mrs. Oliver"
in vielen Punkten von ihrem üblichen Schema ab: Statt Poirot erst zu
einem bereits geschehenen Verbrechen hinzuzuziehen und ihn nach und nach
die Hintergründe für die Tat aufdecken zu lassen, ist er auf die
vage Ahnung der Kriminalschriftstellerin Ariadne Oliver hin schon
lange vorher am Ort des Geschehens, und mit dem Meisterdetektiv
erhält auch der Leser einen guten Überblick über die beteiligten
Personen, ihren Beziehungen zueinander und die Atmosphäre am
Schauplatz eines erahnbaren Verbrechens. Doch dann verblüfft Christie
ihren Detektiv ebenso wie den Leser mit einem Mord, der scheinbar für
niemanden einen Vorteil hat und für den es kein Motiv zu geben scheint. Folgerichtig erlebt man
Hercule Poirot so abwartend und ratlos wie selten bei einem Fall. Erst
auf buchstäblich den letzten zehn Seiten des Romans präsentiert der
Detektiv die Lösung. Und diesmal hat Christie mit den spärlich
eingestreuten Hinweisen im Roman stärker denn je eine Aufklärung
durch den Leser unmöglich gemacht. Während die Handlung zu Anfang
durchaus fesselt, führen die genannten Abweichungen von Christies
Stil am Ende des Krimis also zu einer kleinen Enttäuschung für den
Leser.
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Hallowe'en
Party
1969
Deutsche Übersetzung:
Schneewittchen Party
Kategorie: Detektive in England/ Hercule Poirot
Zeit: 1960er |
Krimiautorin
Ariadne Oliver besucht eine Freundin auf dem Land. Als bei den
Vorbereitungen für eine Kindergesellschaft die vorwitzige Joyce
Reynolds behauptet, einst einen Mord gesehen zu haben, hält man das für
Aufschneiderei des Mädchens, um bei dem berühmten Gast Eindruck zu
schinden. Doch dann findet man Joyce nach der Party ertränkt, und
obwohl die Polizei von der Tat eines Geistesgestörten ausgeht, folgt
Mrs. Oliver ihrer Ahnung und bittet ihren Freund Hercule Poirot um
Hilfe. Nach Meinung dieser beiden Fachleute nämlich fühlte sich
irgend jemand durch Joyces Behauptung bedroht. Also macht sich Poirot
auf, um in der Gegend nach dem Todesfall zu forschen, den Joyce gemeint
haben könnte, und dadurch den Mörder des Mädchens zu finden. Gleich
mehrere Vorfälle bieten sich ihm an.
In
Schneewittchen Party handelt es sich um einen späten Fall
des inzwischen gealterten, aber immer noch mit den berühmten grauen
Zellen bedachten Poirot, schnell zu lesen und von Agatha Christie nach
bewährtem Muster gestrickt: Einige Fährten erweisen sich als völlig
falsche Spur, die wichtige Wendung kommt gegen Schluß und natürlich
ist der Täter für den Leser eine Überraschung, weil Christie und
ihr Protagonist nicht alle entscheidenden Hinweise mit ihm teilen.
Poirots Rekonstruktion und seine psychologischen Analysen aber sind
durchaus lesenswert.
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