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Shalimar
1998
Deutsche Übersetzung:
Shalimar
Krüger,
1999; ISBN: 3810516120
Kategorie: Geschichte/ Britische Kolonien/ Indien
Zeit: 1889 |
Indien, 1889. Nach
dem Tod ihres Vaters fällt der jungen Engländerin Emma Wyncliffe
mehr und mehr die Verantwortung eines Familienoberhaupts zu. Denn die
ausschließliche Sorge ihrer Mutter ist, Emma standesgemäß zu
verheiraten, und ihr Bruder David erweist sich als so unzuverlässig
und unreif, daß er die Familie in ernsthafte Schwierigkeiten bringt,
als er beim Glücksspiel das Haus der Familie an Damien Granville,
einen Neuling in der britischen Gemeinde von Delhi, verliert. Obwohl
der wohlhabende Granville von vielen Familien als hervorragende Partie
betrachtet wird, macht er ausgerechnet der als exzentrisch und
eigenwillig geltenden Emma einen unglaublichen Antrag: Wenn Emma ihn
heiratet und auf seinen Besitz in Kaschmir begleitet, will er davon
absehen, die Spielschuld ihres Bruders einzufordern und die Wyncliffs
damit obdachlos zu machen. Widerwillig stimmt Emma zu. Nach der
Hochzeit verläßt sie ihre Familie in Delhi und reist nach Kaschmir
auf den Besitz ihres Mannes, Shalimar. Sie ahnt nicht, daß sie eine
wichtige Figur mitten in dem politischen Tauziehen zwischen Briten und
Russen um die Vorherrschaft in der Region geworden ist.
Es
ist schwer zu beurteilen, wo dieser Roman einzuordnen ist: Zu viele
Handlungsstränge treten in seinem Verlauf abwechselnd in den
Vordergrund und behandeln die Abenteuer der Geheimagenten, die
politischen und militärischen Winkelzüge russischer und britischer Köpfe,
wie sie so oder ähnlich während des gesamten 19. Jahrhunderts sehr
wohl das Denken der Kolonialmächte beherrscht haben werden, und
schließlich die ganz private Geschichte der Beziehung zwischen Emma
und Damien. Somit ist Shalimar eine Mischung aus
historischem, Abenteuer- und Liebesroman, ohne einem Genre wirklich
den Vorzug zu geben. Leider kommt durch den ständigen Wechsel und den
Schreibstil der Autorin keine echte Spannung auf, die Handlungsstränge
werden erst sehr spät zusammengeführt und so mancher angedeutete
Konflikt und manche sich entwickelnde Beziehung wird letztlich nur in
einem kurzen Epilog zu einem Ende gebracht. So werden viele der nahezu
siebenhundert Seiten verschwendet, denn es hätte sich mehr aus dem
Stoff machen lassen. Einzig der schöne erzählerische Stil der
Autorin versöhnt etwas und macht den Roman trotz seiner Schwächen
lesenswert, wenn man Menschen, Landschaft und Lebensgefühl der Zeit
und Gegend erfassen will.
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