Robin McKinley

 






Beauty. A Retelling of the Story of 'Beauty & The Beast'
Eos, 2005; ISBN: 0060753102


Deutsche Übersetzung: 
Die Schöne und das Ungeheuer



Kategorie: Märchen/ neue Interpretationen
Zeit: 17. oder 18. Jahrhundert
 

Der Kaufmann und Reeder Roderick Huston hat es nicht nur zu Erfolg und Reichtum gebracht, auch mit seinen drei Töchtern Grace, Hope und Honor, genannt "Beauty", kann er sich glücklich schätzen. Denn als Unglück die Familie heimsucht und sie das gesamte Vermögen verlieren, halten alle Familienmitglieder zusammen und ziehen ohne große Klagen in ein bescheidenes neues Zuhause weit im Norden des Landes. In der einfachen Lebensweise und bei dem herzlichen Landvolk meint auch Beauty ihren Platz und ihre Bestimmung gefunden zu haben, da sie, anders als ihre beiden älteren Schwestern, äußerlich unscheinbar ist, in der feinen Gesellschaft der Stadt nie recht Anklang fand und nur durch ihre Liebe zu Büchern hervorsticht. Doch erneut trifft die Familie ein Schicksalsschlag, als der Vater sich auf der Rückkehr von einer Reise in einem verwunschenen Wald verirrt und dort Zuflucht in einem unheimlichen Schloß findet. Denn als er für Beauty eine Rose aus dem Schloßgarten abbricht, kennt das Biest, der unheimliche Herr des Schlosses, kein Erbarmen: Für diesen Frevel soll Roderick Huston mit dem Leben bezahlen. Nur wenn eine seiner Töchter dazu bereit ist, für ihren Vater die Stelle einzunehmen, wird er verschont bleiben. Die vernünftige und von der schrecklichen Schilderung des Biestes unbeeindruckte Beauty beschließt, trotz aller Einwände und Warnungen ihrer Familie, zum Biest zu gehen. Entgegen der schlimmsten Erwartungen erwartet sie dort aber vom ersten Tag an die beste Behandlung und ein Biest, das sie mit jedem Tag mehr als freundlich und liebenwert kennenlernt. Beauty ahnt aber auch, daß hinter all dem Zauber und der Erscheinung des Biestes ein tiefes Geheimnis stecken muß...

Robin McKinleys Beauty ist eine weitere Neuinterpretation des populären Märchenstoffes von der Schönen und dem Biest. In dieser Version, die bereits 1978 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, halten sich traditionelle Märchenelemente mit Neuerungen ausgewogen die Balance: So hält sich McKinley an vielen Stellen nahezu wortwörtlich an die Erzählungen von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve bzw. Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, die dieses Volksmärchen Mitte des 18. Jahrhunderts aufgeschrieben, veröffentlich und ihm damit zu enormer Bekanntheit verholfen haben. McKinley scheut sich aber auch nicht, neue Aspekte einzubringen: Sie macht z.B. aus den ursprünglich selbstsüchtigen und eitlen Schwestern ebenso herzensgute und sympathische Gestalten wie Beauty selbst, für die sogar nach ihrem luxuriösen Leben in der Stadt die Umgewöhnung an einen äußerst einfachen Lebensstil auf dem Land herzlich wenig Mühe bereitet. Die Schilderung vom Leben der Familie und ihrem fürsorglichen Umgang miteinander nimmt denn auch einen großen Raum in der gesamten Handlung ein. Das Biest und Beautys Leben bei ihm werden erst ab etwa der Mitte des Romans zum Thema, doch da alle Figuren im Grunde nur "gut" sind, wird selbst da nicht wirklich Spannung durch Konflikte oder Dualitäten aufgebaut. Eine weitere Änderung gegenüber dem Original ist die Wiedergabe dieser Geschichte durch Beauty in der ersten Person, was McKinley allerdings nicht optimal nutzt, denn diese Perspektive wäre natürlich vor allem dafür geeignet, dem Leser Einsicht in das Innenleben der Erzählerin zu geben. Das gelingt hier nur bedingt: Man erfährt viel über ihre Gedankengänge, der Ton im ganzen Roman ist von der sachlichen, verstandgeleiteten Art Beautys geprägt und ähnelt dadurch der emotionslosen Sprache, die man üblicherweise in Märchen findet. Aber in einer auf Romanlänge ausgebauten Geschichte fällt eine so nüchterne, distanzierte Erzählweise auf und macht es dem Leser schwer -wenn nicht sogar unmöglich-, die Handlungen, Entwicklungen und Gefühle der Figuren wirklich nachzuvollziehen, selbst die der Erzählerin selbst. Dennoch hat McKinley mit ihrer Fassung des Stoffes einen Meilenstein gesetzt: Wenn sich jüngst Alex Flinns Beastly ganz klar aus Disneys Zeichentrickfilm von 1991 Anleihen erlaubte, so ist der Film wiederum offensichtlich durch Kinleys Beauty stark beeinflußt worden. Das spricht für die Qualität des Buches als niedergeschriebenes Märchen, und nur als solches sollte man es zum Lesen in die Hand nehmen, nicht aber wenn es die Ansprüche an einen Roman erfüllen soll, den Leser emotional zu fesseln oder eine außergewöhnlich spannende Geschichte zu bekommen. 

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Beauty/
Die Schöne und das Ungeheuer

 

 


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