Sie
waren zu ihrer Zeit vermutlich weder so romantisch, noch so edel oder
gar so gutaussehend, wie uns Hollywood dies in seinen Filmen glauben
zu machen versuchte: Piraten. Aber schließlich hätte man sie damals
auch eher "in Wapping hängen sehen" als auf Zelluloid
gebannt und auf Leinwand projeziert. Daß das Thema für den Film so
ergiebig war, lag sicher nicht zuletzt an einigen Darstellern, die zu
jener Zeit für den Abenteuerfilm geradezu prädestiniert waren.
Einige der schönsten Ergebnisse aus diesen Jahren sollen hier nach
Inhalt und Schauspielern vorgestellt werden.
Unter
Piratenflagge/ Captain Blood (1935)
England 1685: Peter Blood (Errol Flynn)
ist Arzt und wird eines Nachts zu einem Verletzten gerufen. Da dieser
aber ein Rebell war, beschert ihm seine Behandlung nach kurzem
Gerichtsprozeß die Sklaverei in den Kolonien. Auf Jamaika wird Peter
von der eigensinnigen Arabella Bishop (Olivia de Havilland) aus einer
Laune heraus ersteigert. Dennoch landet er als Sklave auf der
Zuckerrohrplantage von Arabellas grausamen Onkel Oberst Bishop (Lionel
Atwill). Obwohl Peter sein Los etwas verbessern kann, weil er zum
Leibarzt des Gouverneurs aufsteigt, plant er nichtsdestotrotz die
Flucht. Eines nachts ist es dann soweit, und den Sklaven von Bishops
Plantage gelingt während eines Piratenangriffs auf Port Royal die
Flucht. Nun wird Peter zum gefürchteten Piraten Captain Blood, dessen
Name Furcht und Schrecken verbreitet, während Bishop mit seiner
Verfolgung beauftragt wird. Als Arabella von einer Reise nach England
zurückkehrt, fällt ihr Schiff in die Hände von Peters Partner
Levasseur (Basil Rathbone). Beim Teilen der Beute hat nun seinerseits
Peter das Vergnügen, Arabella zu "erkaufen". Doch dann
kommt die Gelegenheit für die Männer, ihren Rachefeldzug gegen den
englischen König und Bishop zu einem Ende zu bringen. Schwarz-Weiß,
99 Minuten
Es war die erste
Zusammenarbeit des Traumpaars Flynn-de Havilland, und sogleich merkte
man die perfekte Chemie: Da ist die sorglose und stolze Lady Arabella,
die auf einen ebenso stolzen und dazu dickköpfigen Sklaven trifft,
der ihr und allen anderen die Stirn zu bieten wagt. Errol Flynn spielt
den draufgängerischen und dennoch scherzenden Helden, eine Figur, die
für seine ganze folgende Karriere typisch werden sollte.
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Der
Herr der sieben Meere/ The Sea Hawk (1940)
Der junge Kapitän Thorpe (Errol Flynn) ist Freibeuter und kapert
spanische Schiffe für Königin Elizabeth I (Flora Robson). Bei seiner
jüngsten Fahrt allerdings wird das Schiff des neuen spanischen
Botschafters in England, Don Alvarez (Claude Rains), Thorpes Opfer.
Mit an Bord ist auch dessen Nichte Doña Maria (Brenda Marshall), die
als Hofdame für Elizabeth bestimmt ist. Kein Wunder also, daß Thorpe
bei seiner Rückkehr nach England sowohl bei Doña Maria wie bei der Königin
scheinbar in Ungnade fällt und beinahe seinen Kaperbrief zurückgeben
muß. Dennoch kann er Marias Gefühle ins Gegenteil umkehren und
heimlich die Königin für einen neuen Plan gewinnen: Mit seinem
Schiff will er nach Amerika segeln und dort einen Goldtransport der
Spanier abfangen. Doch der Plan wird verraten, und Thorpe gerät mit
seiner Mannschaft in einen Hinterhalt. Wer überlebt, endet als
Galeerensklave auf spanischen Schiffen. Während Maria verzweifelt,
plant Thorpe mit seinen Mitgefangenen seine Befreiung und die Übernahme
des Schiffes. Schwarz-Weiß, 103 Minuten
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Der
Seeräuber/ The Black Swan (1942)
Die Karibik im ausgehenden 17. Jahrhundert: Während der berüchtigte
Piratenkapitän Henry Morgan (Laird Cregar) in England auf seine
Hinrichtung wartet, übersteht sein Gefolgsmann Jamie Waring (Tyrone
Power) Gefangennahme und Folter durch die spanischen Gegner. Doch das
politische Blatt wendet sich mehr als einmal zugunsten der Piraten:
Nicht nur kann Jamie befreit werden, Morgan wird unvermutet vom
englischen König zum Gouverneur von Jamaika ernannt, damit er der
Piraterie dort ein Ende bereitet. Das paßt nicht jedem, und vor allem
Lord Denby, Morgans Vorgänger als Gouverneur, dessen Tochter Lady
Margaret (Maureen O'Hara) und ihr Verlobter Lord Ingram (Edward
Ashley) zeigen ihre Verachtung für die Seeräuber mehr als deutlich.
Trotzdem kann sich Jamie von der kratzbürstigen Dame weder
fernhalten, noch sie sich aus dem Kopf schlagen. Und als er den
Auftrag erhält, den abtrünigen Kapitän Leech (George Sanders) und
dessen Schiff, den Schwarzen Schwan, aufzustöbern, entführt
er kurzerhand Lady Margaret und nimmt sie auf die gefährliche Fahrt
mit. Farbe, 81 Minuten
Das ist einer der
romantischsten Piratenfilme aller Zeiten, und Tyrone Power als -gar
nicht so verachtenswerter- Pirat, der selbstbewußt keinem Kampf aus
dem Wege geht und arrogant genug ist, um sich zu nehmen, was er will,
verkörpert den Typ des Abenteurers so perfekt, daß er auch heute
noch die Herzen schneller schlagen lassen kann. Maureen O'Hara in der
weiblichen Hauptrolle ist seine ideale Partnerin - es knistert bei
jeder Begegnung der beiden, und so sorgt nicht nur Jamie Warings
Fechtkunst, sondern auch der verbale Schlagabtausch zwischen diesen
beiden für einige unvergeßliche Szenen.
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Gegen
alle Flaggen/ Against All Flags (1952)
Madagaskar um 1700: Marineoffizier Brian Hawke (Errol Flynn) läßt
sich als angeblicher Deserteur bei den Piraten dieser uneinnehmbaren
Seeräuberinsel aufnehmen. Sein Auftrag lautet, die
Verteidigungsanlagen der Piraten für einen Angriff der Marine außer
Gefecht zu setzen. Dazu muß er das Vertrauen des Waffenschmiedes der
Piraten erlangen. Als dieser stellt sich zu Hawkes Überraschung die
eigenwillige "Feuerkopf" Stevens (Maureen O'Hara) heraus,
die selbst ein Kapitän bei den Seeräubern ist, insgeheim aber ihre
eigenen Pläne schmiedet, für die ihr der Piratenneuling wie gerufen
kommt. Als Hawke bei Kapitän Brasilianos (Anthony Quinn) nächster
Beutefahrt die indische Prinzessin Patma (Alice Kelley) und deren
Gouvernante (Mildred Natwick) rettet, bekommt er noch mehr zu tun, als
sich um seinen ursprünglichen Auftrag zu kümmern. Farbe, 80 Minuten
Es ist hier schon ein
älterer Errol Flynn, der noch einmal in die Rolle des Abenteurers
schlüpft, aber er spielt mit dem gewohnten Witz und Charme und hat in
Anthony Quinn einen ebenbürtigen Gegenspieler. Dadurch wird der Film
eine richtiges Feuerwerk an Farben und Tempo. Maureen O'Hara ist
sehenswert als selbstbewußte, temperamentvolle und für die Zeit überaus
emanzipierte Frauengestalt, das gilt auch -oder noch mehr- für die
Entstehungszeit des Films!
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