Sie sind Musketiere,
heißblütige Kastilier, umherziehende Ritter oder Rebellen für eine
neue Ordnung. Sie führen eine flinke Klinge, sind männlich und jener
Typ, bei dem Vertreterinnen der Frauenbewegung wohl laut aufschreien müßten.
Denn sie sind auch arrogant, befolgen einen antiquierten Ehrencodex
und halten Frauen für schöne, aber hilfsbedürftige Geschöpfe,
denen sie ihre Aufmerksamkeit und ihren Beistand -ob gewünscht oder
nicht- jederzeit anbieten werden. Doch egal welcher Herkunft,
letztendlich ist es ihre Fähigkeit im Umgang mit der tödlichen
Klinge, die sie ihre Hindernisse beseitigen läßt - und sie so
sehenswert für den männlichen Zuschauer macht. Für das weibliche
Publikum bewirken das merkwürdigerweise gerade die so verfluchte, überkommene
Galanterie und die freche Arroganz dieser Helden. Oder könnte man
jemals anders empfinden bei den nachfolgenden Paradebeispielen...?
Im
Zeichen des Zorro/ The Mark of Zorro (1940)
Der junge kalifornische Edelmann Diego
Vega (Tyrone Power) besucht in Spanien die Militärschule, als eine
Nachricht seines Vaters ihn wieder nach Hause beordert. Schon bei
seiner Ankunft in Los Angeles erfährt Diego, warum: Man hat seinen
Vater gezwungen, als Alcalde zurückzutreten und seinen Posten dem
gierigen und skrupellosen Don Luis Quintero (J. Edward Bromberg) zu überlassen.
Der beutet mit Hilfe von Capitán Esteban Pascuale (Basil Rathbone)
die Bevölkerung rücksichtslos aus. Von Diego erwartete vor allem der
streitbare Padre Felipe (Eugene Pallette) eigentlich Hilfe, um die
Caballeros der Region gegen Quintero anzuführen, doch schon bei der
Ankunft enttäuscht der junge Mann. Denn Diego ahnt, daß offene
Opposition keinen Zweck haben wird. Also spielt er den verweichlichten
Höfling, während er als maskerter Räuber Zorro die Ausbeuter bekämpft.
Nur daß auch Lolita (Linda Darnell), Quinteros bezaubernde Nichte,
ihn für einen Feigling hält, macht Diego zu schaffen. Denn in sie
hat er sich auf den ersten Blick verliebt, und Don Luis würde es
gerne sehen, wenn sich seine Familie mit den Vegas durch eine Ehe verbände.
Lolita ist von dem potentiellen Heiratskandidaten entsetzt, macht
dagegen keinen Hehl aus ihrer Bewunderung für den Zorro und schützt
ihn sogar vor seinen Verfolgern. Als aber Esteban Padre Felipe
verhaften läßt, muß Diego sich offenbaren. Schwarz-Weiß, 89
Minuten
Es
brauchte wohl einen Schauspieler mit dem Charisma von Tyrone Power, um
für den Zuschauer den geckenhaften Schwächling ebenso attraktiv
darstellen zu können wie den maskierten Helden mit der flinken
Klinge. Dementsprechend sind einige der schönsten Szenen -abgesehen
von den Duellen- auch tatsächlich mit Diego und nicht dem Zorro: Nur
durch Diego können die Dialoge, die in diesem Film voller Ironie,
Sarkasmus und Witz stecken, zur vollen Entfaltung kommen.
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Die
Liebesabenteuer des Don Juan/ The Adventures of Don Juan (1948)
In ganz Europa hat es der spanische Edelmann Don Juan (Errol Flynn)
geschafft, seinen Namen mit Frauengeschichten und Duellen untrennbar
zu verbinden. Sehr zum Ärger der spanischen Königin Margarete
(Viveca Lindfors) hat er bei seinem letzten Abenteuer eine äußert
wichtige politische Heirat vereitelt. Also wird er an den spanischen
Hof zitiert. Eigentlich will Margarete ihn den ganzen Unmut spüren
lassen, doch als sie merkt, daß er als einziger dem intriganten
Berater des Königs, Herzog de Lorca (Robert Douglas), gewachsen ist,
behält sie ihn als Fechtlehrer an der Hofakademie in ihrer Nähe. Es
ist unvermeidbar, daß sich die beiden ineinander verlieben, doch
Margarete ist pflichtbewußt, kann und will sich auf eine Affäre
nicht einlassen. Die Aussichtslosigkeit seiner Liebe läßt Don Juan
wieder den alten Versuchungen verfallen, und nun kann selbst die Königin
nicht verhindern, daß er vom Hof verbannt wird. Doch dann erfährt
Don Juan, daß de Lorca das Königspaar gefangengenommen hat und es
zwingen will, ihn als Regenten einzusetzen. Er kehrt nach Madrid zurück,
versammelt seine einstigen Schüler und dringt heimlich in den Palast
ein, um das Herrscherpaar zu befreien. Farbe, 105 Minuten
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Scaramouche,
der galante Marquis/ Scaramouche (1952)
André Moreau (Stewart Granger) lebt in der Familie des verarmten
Adligen de Valmorin (Lewis Stone) wie ein leiblicher Sohn. So ist auch
der junge Philippe de Valmorin (Richard Anderson) wie ein Bruder für
ihn. Als Philippe durch Hetzschriften unter dem Namen Marcus Brutus
die Gedanken der Revolution verbreitet, wird er bald als Verräter
gesucht. Der Cousin der Königin selbst, Noel de Maynes (Mel Ferrer),
ist mit dem Auftrag unterwegs, Marcus Brutus zu ergreifen. In einem
provozierten Duell tötet de Maynes Philippe, und André schwört
Rache für seinen Freund. Doch de Maynes gilt als der beste Fechter
Frankreichs, und so muß André erst in die Lehre bei einem
Fechtmeister gehen, bevor er es mit ihm aufnehmen kann. Er taucht bei
einer Schauspielertruppe unter, der auch die schöne Lenore (Eleanor
Parker) angehört. Hier steht er jeden Abend als Komödiant hinter der
Maske des Scaramouche auf der Bühne, während er nachts seine Fechtübungen
vorantreibt. Als de Maynes ihn dabei überrascht, muß André mit der
Truppe nach Paris fliehen. In dem Bemühen, seine wahre Abstammung
herauszufinden, begegnet André Aline de Gavrillac (Janet Leigh),
seiner vermeintlichen Schwester, die seit dem Tod ihres Vaters
ausgerechnet de Maynes´ Mündel ist. Obwohl der kühle Noel sich bald
in Aline verliebt und sie heiraten möchte, fühlt sich die junge Frau
noch mehr zu dem charmanten André hingezogen, der sich jedoch unverständlich
distanziert gibt, seitdem er ihren Namen kennt. Nur der Gedanke,
endlich an Noel de Maynes Rache nehmen zu können, scheint André zu
beherrschen. Als er als Deputierter in die Ständeversammlung
eintritt, der auch de Maynes angehört, glaubt er, daß seine Chance
gekommen ist. Doch Lenore und Aline, die beide André lieben, verbünden
sich, um eine Begegnung zwischen den beiden zu verhindern. So führt
erst der Zufall Noel eines Abends in das Theater, in dem André als
Scaramouche auftritt. Nun allerdings ist ein Duell unvermeidbar.
Farbe, 110 Minuten
Der
Degen spielt in Scaramouche tatsächlich eine bestimmende
Rolle, denn hier treten zwei Männer als Gegner auf, von denen der
eine der beste Fechter Frankreichs, der andere ein blutiger Anfänger
ist. Und wer ist der Held in diesem Film? Sicher, die zentrale Rolle
spielt Stewart Granger als André, dessen Entwicklung vom sorglosen
Tunichtgut und Frauenverführer zum Mann, der seiner Bestimmung und
edlen Zielen folgt, wunderbar dargestellt ist. Doch auch Mel Ferrer
bzw. Noel verdient es, hier als Held bezeichnet zu werden. Er zeigt im
Laufe der Handlung alle Facetten seines Charakters: den kühlen
Aristokraten, für den seine Fechtkunst die beherrschende Kraft im
Leben ist, der ohne Reue Männer um einer Nichtigkeit willen im Duell
töten kann, aber auch eine Niederlage mit Stolz hinnehmen. Und der es
dadurch vermag, nicht nur den Respekt und die Zuneigung seiner
Zeitgenossen, sondern auch die des heutigen Publikums zu gewinnen.
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Die
schwarze Tulpe/ La tulipe noire (1963)
Südfrankreich 1789: Noch ist von den politischen Unruhen, die Paris
erschüttern, auf dem Lande nichts zu merken. Hier hat die Obrigkeit
ein ganz anderes Problem, mit dem sie nicht fertig wird: Ein
maskierter Bandit, die "Schwarze Tulpe", treibt sein Unwesen
und läßt nicht einmal den Polizeidirektor Lamouche (Adolfo
Marsillach) ungeschoren. Doch bei diesem Überfall kassiert der Bandit
einen Degenhieb auf die Wange, mit dem Lamouche den Banditen zu
identifizieren hofft. Er hat ohnehin den Adligen Guillaume de Saint
Preux (Alain Delon) im Verdacht, seinen Rivalen um die Gunst der
Marquise de Vigogne (Dawn Addams). Wie recht er damit hat, erfährt
Lamouche allerdings nicht, denn der Bandit ist nicht nur waghalsig, er
hat auch noch Glück: Guillaume hat nämlich einen Zwillingsbruder,
Julien, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist und den er zu sich
holt, damit dieser für einige Tage seine Rolle in der Gesellschaft übernimmt.
Julien, der ein Verfechter der revolutionären Ideen ist und die
schwarze Tulpe für einen Vorkämpfer gegen die aristokratischen
Ausbeuter hält, macht den Tausch bereitwillig mit. Doch trotz der äußeren
Ähnlichkeit sind die Brüder im Wesen so unterschiedlich wie Tag und
Nacht: Der von Idealen beseelte Julien ist entsetzt von der
hedonistischen Lebensweise seines Bruders, was noch verstärkt wird,
als er die Bekanntschaft der bürgerlichen Caroline (Virna Lisi) macht
und sich in die -selbst eine gute Klinge führende- Soldatentochter
verliebt. Im Gegensatz zu Guillaume, der zu seiner persönlichen
Bereicherung raubt, nutzt Julien das Doppelspiel, um der Revolution
zum Sieg zu verhelfen. Doch schließlich fliegt die Maskerade auf, und
Julien landet im Gefängnis. Farbe, 108 Minuten
Nicht nur Hollywood
bringt wunderbare Filme hervor: In den sechziger Jahren blühte das
Abenteuer-Genre in den Filmateliers von Frankreich und Italien. Eines
der gelungensten Ergebnisse ist Die Schwarze Tulpe mit Alain
Delon in einer Doppelrolle: einmal als selbstbewußter,
egozentrischer, aber fechtgewandter Guillaume, dann als dessen zarter,
idealistischer Bruder Julien. Nicht nur durch diese Besetzung ist der
Film spritzig, temporeich und romantisch und muß jedem Fan des
Mantel-und-Degen-Genres ans Herz gelegt werden.
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