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The
Secret Vanguard
1940
Deutsche Übersetzung:
Der
geheime Vortrupp
Dumonts
Kriminalbibliothek; ISBN 3832183221
Kategorie: Spionage/ Detektive in England/ Inspektor Appleby
Zeit: 1939 |
Wer ermordet einen
harmlosen Hobby-Dichter? - Inspektor Appleby muß schon sehr seine
Phantasie bemühen, um Motive für das gewaltsame Ableben von Philip
Ploss zu finden. Ein Gespräch mit seinem Bekannten, dem Archäologen
Hetherton aus dem Britischen Museum, bringt Appleby auf eine Spur.
Dabei stößt er auf ein weiteres Verbrechen, das ebenfalls mit
Dichtern und Gedichten zu tun hat: Denn in Schottland wird die junge
Sarah Grant vermißt, die ihren Besuch bei Verwandten angekündigt
hatte, mit dem vorgesehenen Zug aber nicht angekommen und seither
spurlos verschwunden ist. Offenbar hatte ein Mitreisender im
Bahnabteil ein Gedicht zum Besten gegeben, das Sarah schwer zu
beschäftigen schien. Appleby vermutet eine Verbindung zwischen den
beiden Fällen und fügt nach und nach die Hinweise zusammen. Alles
weist auf die geplante Entführung eines bedeutenden britischen
Chemikers durch den Geheimdienst der Deutschen hin, deren Pläne durch
Sarah Grants Aufmerksamkeit völlig unvorhersehbar gefährdet werden.
Während Appleby sich aufmacht nach Schottland, um den verschwundenen
Chemiker auszumachen, muß sich die couragierte Sarah immer wieder
ihren Verfolgern entziehen und sich durch das schottische Land
kämpfen, um die Informationen von nationaler Bedeutung den rechten
Stellen zukommen zu lassen. Auf der atemlosen Jagd bewegt sie sich in
ständiger Lebensgefahr und trifft unverhofft auf die
unterschiedlichsten Verbündeten wie Verräter.
Es ist kein
lupenreiner Kriminalroman, den uns Michael Innes in "Der
geheime Vortrupp" vorlegt. Vielmehr handelt es sich bei der
Geschichte überwiegend um einen Spionagefall, der in Großbritannien
am Vorabend des Zweiten Weltkriegs angesiedelt ist. Und Inspektor
Appleby ist keineswegs die einzige Hauptfigur, sondern muß diese
Position mit Sarah Grant teilen, die sogar mehr Raum einnimmt, bis die
beiden Handlungsstränge im letzten Drittel des Romans durch das
Aufeinandertreffen der beiden Protagonisten zusammengeführt werden.
Der Inhalt ist nicht ganz unbekannt, Innes springt hier auf die
Schiene der zahlreichen Propaganda-Filme und Spionageromane auf, die
damals ausgesprochen populär in Buchhandlungen und Kinos waren, und
für deren Zweck selbst ein "Nationalheiligtum" wie die
Figur des Sherlock Holmes in mehreren Filmen umgestaltet wurde (man
denke an "Geheimwaffe", "Stimme des Terrors"
usw.). Aber das Abenteuer in "Der geheime Vortrupp"
ist unbestreitbar spannend, während des Lesens blättern die Seiten
fast wie von alleine um, und ehe man sich versieht, ist das Ende des
Romans erreicht. Auch wenn die Erzählung stellenweise etwas abrupt
wirkt, als wären einige Zeilen oder sogar ein Absatz gestrichen
worden, ist es eine insgesamt schnelle, flüssige Lektüre mit einer
aufgeweckten und geistesgegenwärtigen weiblichen Hauptfigur, die
erfreulicherweise nicht im geringsten weinerlich und hysterisch
angelegt ist und ein bemerkenswertes Plus des Romans ausmacht.
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