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The
Other Guy's Bride
Montlake, 2011; ISBN
Deutsche Übersetzung: Die
vertauschte Braut
AmazonCrossing, 2012; ISBN: 161109836X
Gelesene Ausgabe: Ebook;
Kindle; AmazonCrossing, 2012
Kategorie: romant. Literatur/historisch/Ägypten
Zeit: 1897/1905 |
Alle
Mitglieder der illustren Braxton-Familie haben sich als Forscher und
Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ägyptologie hervorgetan. Lediglich
die junge Ginesse fühlt sich bislang verkannt. Jetzt will sie es
allen beweisen und macht sich auf, um die sagenhafte Oasenstadt
Zerzura zu finden. Auf die Unterstützung ihrer englischen
Universität kann sie dabei nicht zählen, noch weniger auf die
einheimischen Führer und Mitarbeiter ihrer Familie, bei denen sie
wegen einiger kurioser Zwischenfälle während ihrer Kindheit als
unglückbringender Dämon im Gedächtnis geblieben ist. Daher nimmt
Ginesse nur zu gerne die Gelegenheit wahr und tauscht ihre Identität
gegen die ihrer arglosen, seekranken Schiffsbekanntschaft Meredith
Whimpelhall. Diese ist auf dem Weg zu ihrem Verlobten, einem Oberst
der britischen Armee, dessen Stützpunkt sich höchst glücklich in
der Nähe des von Ginesse vermuteten Standorts von Zerzura befindet.
Noch glücklicher fügt es sich, daß besagter Oberst nicht
persönlich seine Braut in Kairo abholt, sondern stattdessen den
ungehobelten Abenteurer James Owens schickt, um sie zu dem Fort in der
libyschen Wüste zu bringen. Jim erwartet eine unkomplizierte Reise,
durch die er lediglich eine alte Schuld begleichen will. Er ahnt
nicht, was er sich mit der vermeintlich unbedarften englischen Dame
tatsächlich einhandelt. Und Ginesse ahnt nicht, daß auch Jim Owens
nicht ganz derjenige ist, als der er sich ausgibt. Doch während einer
Reise, die sich für beide zu einem einzigen großen Abenteuer
entwickelt, ist es unvermeidbar, daß sich Ginesse und Jim viel näher
kommen als erwartet.
Wer
den Abenteuerfilm Die Mumie von 1999 kennt, wird bei diesem
Roman Connie Brockways vermutlich schon nach den ersten Absätzen ein
starkes Déja-vu-Erlebnis haben. Immerhin verwendet -sicher nicht ganz
unbeabsichtigt- die Autorin für Die vertauschte Braut
zahlreiche Motive aus dem genannten Streifen, am deutlichsten durch
die Wahl ihrer Hauptfiguren: einen ehemaligen Fremdenlegionär, der
sich nun als Glücksritter durchschlägt, und eine etwas
unglücksaffine junge Forscherin, die sich als Archäologin beweisen
und dazu auf eigene Faust nach einer sagenhaften antiken Stadt in
Ägypten suchen möchte. Dennoch: Ein schlichter Abklatsch ist der
Roman durchaus nicht. Zum einen fehlt in ihm jeglicher
übernatürlicher oder gruseliger Anteil, zum anderen ist es vorrangig
ein Liebesroman, in dem das Archäologiethema bis zum letzten Fünftel
der Handlung stark in den Hintergrund gerückt wird. Eines allerdings
ist das Buch aber doch: ein erstklassiges Abenteuer, das dem Leser
alles bietet, was man von Figuren, Zeit und Ort der Handlung nur
erwarten kann und das ihn von der ersten Seite an fesselt: Reisen
durch ein faszinierendes Land, auf dem Nil, mit Kamelen durch die
Wüste, Widrigkeiten durch abergläubische Einheimische,
unberechenbare Halunken, umherstreifende Tuareg...schlicht: jede Menge
Gefahr und Abenteuer. Dazu kommen sympathische Protagonisten, deren
Beziehung zueinander sich in genau dem richtigen Tempo und Maß
entwickelt, eine plausible Geschichte und ein ordentlicher Schuß
Humor von der -in heutigen Liebesromanen selten gewordenen- Art, die
weder ins Alberne noch ins Plumpe ausartet. Einzige Schwachpunkte sind
die Interpunktion und einige gedankliche Fehler im fortgeschrittenen
Teil der Übersetzung. Davon abgesehen aber ist Die vertauschte
Braut ein unterhaltsamer, kurzweiliger Roman, der einen im besten
Sinne altmodischen Charme besitzt und eine Lektüre einfach zum
Genießen ist.
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