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Imaginary
Men
Downtown Press, 2005; ISBN: 1416509437
Deutsche Übersetzung:
-
Kategorie: Romantik & Liebe/ Indischer Kulturkreis
Zeit: Gegenwart |
Lina
Ray ist jung, indischstämmig und eine erfolgreiche
Heiratsvermittlerin in San Francisco. Mit der amerikanischen Lebensart
fühlt sie sich inzwischen vertrauter als mit der indischen, aber zur
Hochzeit ihrer Schwester fährt sie dann doch nach Kalkutta und macht
die traditionellen Feierlichkeiten mit. Dazu gehören auch die
Versuche ihrer Verwandten -allen voran die der eifrigen Tante Kiki-, für
Lina bei der Gelegenheit ebenfalls einen passenden Bräutigam zu
finden. Doch Tante Kikis Vorstellung von einem geeigneten Kandidaten
entsetzt Lina derart, daß sie spontan verkündet: "Ich bin
verlobt!". Viel erzählt sie der überraschten Familie aber nicht
über den Mann - wie auch, hat sie den angeblichen Verlobten doch
soeben erst erfunden. Raja heißt er, ist wohlhabend und viel auf
Geschäftsreisen unterwegs. Die Familie soll ihn kennenlernen, wenn
sich alle zur Geburtstagsfeier von Linas Vater in Amerika treffen.
Damit gerät Lina unter Druck. In wenigen Wochen muß sie nun für
sich selbst den perfekten Partner finden. Dabei spiegeln ihre
Schilderungen, wie sie mit einiger Beunruhigung feststellt, immer mehr
die ganz konkrete Person Raja Prasads wider, einer flüchtigen
Bekanntschaft auf der Hochzeit ihrer Schwester. Wie es der Zufall
will, taucht Raja bei ihr in San Francisco auf. Er sucht eine Braut für
seinen jüngeren Bruder und möchte dafür Linas Dienste in Anspruch
nehmen. Lina, die den leibhaftigen indischen Prinz zunächst als zu
traditionsverhaftet und sogar chauvinistisch abgetan hat, lernt während
ihrer gemeinsamen Suche viele andere Seiten an Raja kennen. Bald ist
ihr klar, daß er ihrem eingebildeten Traummann tatsächlich am nächsten
kommt. Andererseits bilden ihre unterschiedliche soziale Herkunft und
ihre Ansichten eine große Barriere zwischen den beiden. Und außerdem
ist Raja verlobt - mit einer waschechten indischen Prinzessin....
Schwierig,
dieses Werk von Anjali Banerjee zu beurteilen, denn es fällt auf
jeden Fall aus dem Rahmen: Die 236-seitige Geschichte wird nicht nur
in der ersten Person von der Protagonistin Lina erzählt, das
geschieht auch noch im Präsens - definitiv ungewöhnlich für den
Leser. Doch diese Hürden kann man nach einer gewissen Gewöhnungszeit
bewältigen. Schwieriger ist es, die Aussage dieses Romans zu
bestimmen, und das vor allem, weil die Hauptfiguren Raja und Lina so
flüchtig gezeichnet werden. Gefühle und Beweggründe der
Protagonisten werden nur stellenweise sichtbar, es fehlt der ganzen
Erzählung an Tiefe. Aus dem Stoff hätte ein guter Liebesroman werden
können -mit ein paar Seiten mehr und etwas ausführlicherem
Schildern, was in den Hauptpersonen vorgeht. Leider reichte es nur für
gelegentliche Ansätze. Die Grundprobleme sind dargestellt, die daraus
folgenden Entwicklungen oder Lösungen wirken aber zu oberflächlich
und hastig hingeschrieben. So fesselt der Roman den Leser nicht
wirklich und bleibt bestenfalls eine "ganz nette Geschichte"
für zwischendurch.
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